Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)
Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793
Briefe des FZM. Paul Freiherrn Kray de Krajova. 25 ganzen Sommer hier im Gebirge sitzen werde müssen, wo Strapazen und Verdruß genug, aber wenig Ehre zu erwerben sein wird. Ich erwarte stündlich den kommandierenden General, welcher mit mir alle Gebirge ausklettern will. Vielleicht höre ich da was von meiner Erlösung. Die Piaristen schreiben mir nur Schönes vom Hanserl. Ich wundere mich selbst, daß die Kleider so zu Grunde gehen, allein die liebe unruhige Jugend macht es nicht anders. Ich habe diesfalls auch eine Ermahnung an dessen Präfekt geschrieben, damit mehr acht auf dessen Kleider gegeben werde. Bitte Deine Frau, sie soll ihm alles Notwendige machen lassen, auch 2 fl. Rekreationsgeld auf Obst oder Kleinigkeiten schicken. Ich habe hievon den Präfekt avertiert, damit er ihn zum Geldgebrauch anleiten und nicht zu verschwenden angewöhnen solle. Vielleicht wird er dadurch und durch freiere Erziehung braver als seine beiden Brüder in der strepitosen Akademie. Wir sind auch frei erzogen worden und können vielleicht durch unseremnachherigen Fleiß mehr als alle Pedanten. Der Hanserl freut sich über die neue Geigen, so er von Eperies bekommen hat. Er bedankte sich dafür gestern in einem sehr schönen, deutsch geschriebenen Brief und bittet um Kalafonigeld. Der Hut für ihn darf nur mittelfein sein. Ich embrassiere Dich nebst Frau Schwester herzlichst und bin unverändert Dein aufrichtigster Bruder Paul Kray, Obrist. Zalatna, 15. Juni 1785. Liebster Bruder! Dein Brief vom 31. Mai ist mir mit letzter Post zugekommen. Ich danke Dir für alle besorgte Kommissionen. Dein Rat wegen Anheronehmung des Hanserl wäre freilich das Beste, wenn nicht die immerwährende Ungewißheit meines Aufenthaltes, das stete Herumreisen und endlich die Unmöglichkeit, gute Instruktores zu haben, diesfalls im Wege stünden. Solange es bei jetzigen Umständen bleibet, so lasse ihn in Szeben.