Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
Ein Beitrag zur vaterländischen Kartographie. 69 mit zahlreichen Fehlern und Mängeln behaftet, enthält sie doch eine Darstellung des Landes, welche zum ersten Male, wenigstens teilweise, auf Vermessungen beruht. Am 27. August 1716 gab die ungarische Hofkammer dem Registrator Puchberg den Auftrag, von den nach dieser Originalkarte gestochenen Kupferplatten sofort 200 ungarische Landkarten auf Papier und 10 auf Atlas oder gutem weißen Taflet drucken zu lassen x), die für den beginnenden Feldzug gegen die Türken als1 Operationskarte dienen sollten. Obwohl die beste Karte über Ungarn in damaliger Zeit, war sie doch für die Postierung der kaiserlichen Armee in Serbien 1717/18 wegen zu geringer Aufklärung der topographischen Verhältnisse nicht ausreichend. Die vom Ingenieurobristwachtmeister Cyriacus Blödtner gezeichnete Karte des ungarischen Kriegsschauplatzes vom Jahre 1716, wo er in der kaiserlichen Armee als Generalquartiermeisterleutnant in Verwendung stand, beruht in ihren Grundzügen ganz auf der Müllerschen Karte von Ungarn. Sie führt den Titel: „Carte Über Dero Köm: Kayserl: u. Cathol. Myt. Haubt Armee Gloriosen Feldzug in dem Königreich Ungarn A° 1716. Unter Glorreichster Regierung Sr: Röm. Kayseri: und Cathol: Majestät Caroli VI. und unter Commdo Sr. Des Herrn Prinzen Eugeny von Savoyen H. F. Dl. Röm: Kayserl: und Cathol: Mayt. Hoff-Kriegs-Raths- Praesidenten und General Lieut, gegen Der Fried-Brüchigen Türckischen Armée unter Regierung Des Gros Sultan Achmet III. und unter Commdo Dessen Gros-Veziers Ali Pascia, worinnen alle gethane Marches und Contre Marches beyder Seits Arméen, wie auch Schlacht und Belagerungen sambt andern vorgetypische Windrose mit der Angabe der magnetischen Deklination, sowie das seinerzeitige dienstliche Verhältnis Müllers zum Grafen Marsigli, legen die Vermutung nahe, daß Ingenieur Müller der Zeichner dieser Karte gewesen, ohne ihr Autor zu sein. Leider ist auf den Sektionen der Stecher nicht angegeben, auf dem Titelkupfer des Werkes steht: „F. Ottens delineavit et fecit 1725.” (Frederik Ottens lebte in Delft, stach und zeichnete Titelblätter und Vignetten. Naglers Künstler-Lex.) Sollte sich diese Annahme als richtig erweisen, so wäre diese Karte eine bisher unbekannte Arbeit Müllers. ') Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, XVI, 69.