Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809
310 Y e 11 z ó. Das Einschießen der feindlichen Artillerie dauerte ziemlich lange und stiftete in der Stadt manchen Schaden durch zu kurz oder zu weit gehende Würfe. Aber auch nachdem die Elemente gefunden waren, traf nur etwa jeder sechste Schuß die Festung, während die österreichische Artillerie ihren alten Ruf auch damals glänzend rechtfertigte. 2 Offiziere und 46 Kanoniere bildeten die Artillerie- besatzung der Festung; somit ist es gewiß, daß auch Infanterie zur Geschützbedienung herangezogen wurde. Von der Arbeitsleistung dieser braven Mannschaft kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß innerhalb 24 Stunden das Geschütz je nach Bedarf verschieden placiert werden mußte, und zwar öfters drei- bis viermal in wenigen Stunden. Bei der geringen Zahl der Geschütze des Feindes und dem kleinen Kaliber derselben sowie dem Umstand, daß Mörser gänzlich fehlten, konnte angesichts der hohen Lage der Werke eine wirksame Beschießung allerdings kaum stattfinden. Trotzdem litten die Gebäude der Festung einigen Schaden und mehrmals haben Granaten gezündet. Der Feind behalf sich mit seinem Geschütz so gut es ging. Die Haubitzen wurden aus ihren Lafetten genommen und auf Schleifen gelegt, um besser elevieren und öfter werfen zu können. Die Kanonen richteten ihr Feuer nur gegen die unteren Werke x). Überdies waren die an den Berg grenzenden Häuser mit Schützen dicht besetzt, welche ein heftiges Gewehrfeuer gegen den Wall unterhielten. Einige Granaten in diese Häuser hätten den Wespenschwarm gewiß verscheucht; doch versteht man den einsichtsvollen Kommandanten, der sich ohne äußerste Bedrängnis nicht dazu bewegen ließ, die eigenen Bürgerhäuser in Schutt zu legen. Zudem führt ein Lokalaugenschein zur Ansicht, daß b'ei der minderen Präzision der damaligen Gewehre mehr Schall und Rauch als man bedenkt, daß die Beobachtung vom Schloßberg aus doch nicht ganz leicht war, weil die Batterien verdeckt standen, so ergibt sich mehr Wahrscheinlichkeit für die Version Wastl. r) Wastl erzählt von einem desertierten, österreichischen Vormeister, der die Vhirmbrand-Batterie bediente und vom ersten Schuß aus der Festung getötet wurde.