Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809
Der Grazer Schloßberg 1809. 311 Wirkung dabei gewesen sein dürfte. Binnen lVs Stunden war die französische Kanonenbatterie beim Paulustor demontiert und stellte das Feuer ein. Den anderen zwei Batterien konnte man weniger leicht beikommen, weil sie, durch Erdaufwürfe und Bäume verdeckt, den Blicken entzogen waren. Tagsvorher hatte der Feind einen Laufgraben eröffnet, genau der Straße folgend, vom Burg- bis zum Sacktor; vorwärts desselben sah man die Sturmleitern vorbereitet1). Am 13. um Mitternacht erfolgte der erste Sturm auf die Festung, der blutig abgewiesen wurde. Unter dem heftigsten Feuer der Batterien und dem Gewehrfeuer aus dem Laufgraben und den Häusern am Fuße des Berges bemühte sich der tapfere Gegner mit erprobtem Elan die steilen Hänge zu erklimmen. Doch umsonst war alle Bravour! Einer Lawine gleich stürzten Bollbomben, schwere Balken und große mächtige Felsblöcke auf die Stürmenden, alles niederschlagend und mit sich reißend, während ein heftiges Kleingewehrfeuer ihre Reihen dezimierte. Nach etwa IV2 Stunden ließen die Franzosen vom Angriff ab, welcher ihnen schwere Verluste gekostet und die Überzeugung beigebracht hatte, daß der Schloßberg selbst für die sieggewohnten Bataillone Napoleons mit stürmender Hand nicht so ohne weiteres zu nehmen sei* 2). Das Geschützfeuer der Festung hatte Hackher bald eingestellt, weil ja doch keine Wirkung zu erwarten war. Bei den folgenden Stürmen wurde es gar nicht eröffnet. Die Besatzung hatte nur acht Blessierte. „Die Garnison gewann Zutrauen zu dem Platz, Vertrauen zu sich selbst,” schreibt Hackher mit berechtigtem Stolz3). Das Bombardement wurde am nächsten Tage erneuert; zweimal zündeten die feindlichen Granaten in den Kasernen, ohne daß jedoch größerer Schaden entstand. In der Nacht erfolgten zwei vergebliche Stürme. Am Schöckl waren Feuer und Raketen zu sehen, woraus man übrigens *) Hackhers Journal, 127. — Wastl läßt den Laufgraben erst beim Paulustor beginnen. 2) Die Angaben über die französischen Verluste schwanken. Krumplitsch erzählt von 700 Toten, was natürlich übertrieben ist. Zwischen 300 und 100 samt Verwundeten dürfte etwa richtig sein, obwohl es nicht nachzuweisen ist, weil der Peind seine Toten gleich in die Mur warf. 3) Hackhers Journal, 127.