Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

26 P aldus. Ein hervorragendes Werk auf dem Gebiet der Karto­graphie, die Leistung eines Mannes, der allerdings für Zirkel und Maßstab geboren schien, wie der Maler für Pinsel und Palette, war vollendet. Böhmen hatte eine auf trigonometrischer Vermessung basierende Karte erhalten. Der ständische Ausschuß beschloß, die Karte sofort in Kupfer stechen und veröffentlichen zu lassen. Die Suche nach einheimischen Kupferstechern im Lande ergab kein Resultat; man sah sich gezwungen, mit dem renommierten Kupfer­stecher Michael Kauffer aus Augsburg zu verhandeln, der zu diesem Zweck eigens nach Prag kam. Am 11. April wurde mit ihm ein Vertrag abgeschlossen, demzufolge die große Karte in 25 Blättern in längstens drei Jahren, die Übersichtskarte in einem Blatte in sechs Wochen rein und zierlich zu gravieren war ; die Kupferplatten hiezu sollten von dem Kupferstecher beigestellt werden. Die Entwürfe für die allegorischen Nebenwerke in der Karte würden ihm von Prag eingesendet werden und da er in solchen Arbeiten nicht so bewandert war, so hatte er sie auf seine Kosten künstlerisch gravieren zu lassen. Der ständische Ausschuß zahle ihm für jedes Blatt 100 Gulden, *) doch hafte er mit seiner Ehre und Reputation dafür, daß kein Nachstich und keine Reproduktion erfolge. Kaiser Karl VI. interessierte sich lebhaft für die neue Aufnahme seiner böhmischen Erblande. Hauptmann Müller wollte ihm das fertige Elaborat der Karte von Böhmen etwas verbessern will, eben erst dadurch einen großen Fehler macht (wie mir solches bei der Eevidirung meiner mährischen Landtkarten geschehen) dann gleich wie ich diese Distanz und Situation aller Örter untereinander nicht etwa nach der bloßen Relation der Bauern oder der Wirtschaftsbeamten (als woraus schlechte Mappen entspringen) sondern wie ich es nach eingenommenen persönlichen Augenschein und Perlustrierung des Landes durch grundmäßige geometrische Aus­messung befunden, angesehet; also protestire ich wider eine solche Correctur, die nicht eben dergleichen Ausmessung sondern etwan nur eine bloße Meinung zum Grund hat, zumahlen es mit dem Meilenmaaß, wann man sie nicht an ein richtiges geometrisches Maaß von Klaftern, Ellen und Schuhen bindet, eine ganz unrichtige und betrügliche Sach ist.” (Dvorsk^, Sbornik historicky, 328, Note 17.) *) Dvorsky, Sbornik historicky, 330.

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