Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
Das Herzogtum Warschau. 71 Die Nordlegion1) unter Kommando des Obersten Puthod, deren Stamm preußische Deserteure und Kriegsgefangene polnischer Abkunft bildeten, war während des Feldzuges vor Danzig und Kolberg in Verwendung gestanden* 2). Nach Abschluß des Friedens erklärte ihr Kommandant, die Legion habe mit den polnischen Truppen nichts zu schaffen, worauf Fürst Poniatowski in seiner Eigenschaft als Warschauer Kriegsminister durch Wochen hindurch Berthier um eine Entscheidung bat. Napoleon stellte es schließlich der Legion frei3), ob sie in polnische oder französische Dienste treten wolle. Obgleich sich dieselbe nun für das Verbleiben unter polnischen Fahnen entschloß, so gab Marschall Davout dennoch dem General Rapp, welchem die Legion unterstellt war, den Befehl, dieses Korps so lange als möglich unter seinem Kommando zu behalten, da sonst nur die Verlegenheit der Warschauer Regierung erhöht würde, welche ihre eigenen Truppen nicht bezahlen könne. Im September 1807 winde die Legion, zirka 2000 Mann stark, nach Posen verlegt und den Truppen Dqbrowskis einverleibt. Die Mehrzahl der französischen Offiziere trat nunmehr aus ihrem Verbände, da sie die Sprache nicht verstanden und als Fremde behandelt wurden4). Das polnische Husarenregiment gab den Grund zu einer umfangreichen Korrespondenz zwischen Davout und Berthier5). Wie es zu diesem Namen gekommen, wußte niemand zu sagen. Von einem Franzosen Prenac in Warschau errichtet, war es eine kurze Zeit vom Fürsten Johann Sul- kowski, später von Oberst Kalinowki, dessen Ernennung durch Berthier erfolgt war, kommandiert worden. Das Regiment zählte am 8. Oktober 1806 ungefähr 520 Mann und stand nach einem Dekret vom 12. März 1807 in französischem Solde. Eine einzige Kompagnie, 112 Mann stark, war auf >) C. d. D., Tom. II, 13, Nr. 352 ; 23, Nr. 357; 41, Nr. 367 ; 54, Nr. 376 ; 55, Nr. 378; 64, Nr. 383; 113, Nr. 411 und Seite 50, Fußnote 2. 2) Hopfner, IY, 555. 3) C. d. N. I., Tom. XV, 449. 4) C. d. N. I., Tom. XVI, 85, Nr. 13.249; C. d. D., Tom. II, 113, Nr. 411. 6) C. d. D., Tom. II, 29, Nr. 362; 42, Nr. 367 ; 71, Nr 387 ; 86, Nr. 393; 108, Nr. 405.