Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809
Das Herzogtum Warschau. 53 fand allerdings bei Napoleon wenig Anerkennung. Wiederholt erließ der Kaiser sogar taktische Verhaltungsmaßregeln an den General, da derselbe zu wenig Offensivgeist bekundete. Als die Küssen um die Mitte Mai sich entschlossen hatten, die Besatzung von Danzig zu verstärken, begannen sie gleichzeitig die Kantonnements der französischen Armee längs der ganzen Front, zumeist aber am rechten Flügel, zu beunruhigen, um die Aufmerksamkeit von ihrer Hauptoperation abzulenken. Es kam zu kleineren Scharmützeln, wie bei Wierzbiee, an welchem die Polen so rühmlichen Anteil nahmen, daß sogar das 74. Armeebulletin *) ihrer Erwähnung tat. Als Napoleon Anfang Juni zur Offensive überging, erhielt Zaj a,ezek den Befehl, nach Gilgenburg abzurücken, diesen Platz für das Korps Davout zu halten und dasselbe beim Vormarsch in der rechten Flanke zu kotoyieren. Auf dem Schlachtfeld von Friedland, unter dem Donner der Geschütze feierten die polnischen Truppen Wiedersehen. Nach der Schlacht wurden die Divisionen D^browskis und Zaj^czeks in der Stärke von annähernd 10.000 Mann* 2) vereinigt imd gingen nach Schippenbeil, südlich Friedland, um den Feind noch weiter zu beunruhigen. Der Waffenstillstand vom 21. Juni machte dem Kampfe ein Ende; die polnischen Truppen traten unter das Kommando Mortiers. Während Dabrowski und Zaj a,ezek Waffenruhm erwarben, von alt und jung als Helden gepriesen wurden, hatte Fürst Poniatowski in wahrer Selbstverleugnung Pflichten erfüllt, die wenig Ruhm, doch um so mehr Mühen, Ärger und Vorwürfe einbrachten. Nach Napoleons Weismag vom 28.Januar3) errichtete er die Warschauer Legion in der Stärke von sechs Bataillonen. Nachdem zwei derselben das polnische „Observationskorps” verstärkt hatten, verbheben die anderen als Besatzung in Warschau und Praga. Die Redouten von Praga wurden durch ein Bataillon besetzt, ein Bataillon bewachte die Schiffbrücke zwischen beiden Orten, die restlichen zwei Bataillone versahen den inneren Dienst. b C. d. N. I., Tom. XV, 232. 2) Thiers, VII, 497. s; C. d. N. I., Tom. XIV, 242, Nr. 11.706.