Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

54 Just. Die provisorische Regierung war ihren Verpflichtungen redlich nachgekommen. Sie hatte die Verpflegung der „Großen Armee” ermöglicht und an Truppen im Verlauf des Feldzuges wohl 16.000 bis 17.000 Mann aufgestellt1). Den Wert einer solchen Hilfeleistung kann nur eine mißgünstige Beurteilung herabsetzen. Als Besatzungs- und Zernierungstruppen hatten die Polen Ersprießliches geleistet, im Felde redlich ihren Mann gestellt; ihre Opferwifligkeit anzuerkennen, gebot nicht politischer Takt allein, sondern natürliches Gerechtigkeitsgefühl. Noch vor Abschluß des Friedens erhielt FürstPoniatowski die ihm von Preußen seinerzeit konfiszierten Besitzungen am rechten Weichselufer der Starostei Wielona zurück, D a.b ro wski wurde mit der Herrschaft Winnagóra* 2) im Posener, Z a j a ezek mit Opatowek im Kaliszer Kreise beschenkt3). Nachdem Napoleon die Hypothekarforderungen des Königs von Preußen auf seinen früheren polnischen Besitz ') Die Schätzung Hopfners, III, 550, der bereits im April über 27.000 Polen unter den Waffen wissen will, ist übertrieben. Bichtiger sind Thiers Angaben, wonach die Stärke der Truppen bei 16.000 Mann ausmachte. Aus Napoleons Korrespondenz ist ein klares Bild nicht zu gewinnen. Die Warschauer Legion z. B. sollte (L. i. d. Talleyrand, 245, Nr. 331) eine Stärke von 12.865 Mann besitzen, zählte aber gegen Mitte März kaum 7500. Das grellste Beispiel über­treibender Ungenauigkeit bieten aber Napoleons Angaben über die zu errichtende Nobelgarde, die in der Korrespondenz wiederholt angeführt wird, und zu der Poniatowski kaum 40 Mann zusammenbrachte. (L. i. d. Talleyrand, 332 und 433, Nr. 245 und 293.) 2) Hier starb auch der General im Alter von 63 Jahren am 6. Juni 1818, nachdem er seit 1815 sich völlig zurückgezogen hatte. Nach Kolaczkowskis Schilderung war er von starker Konstitution, groß, heiter, umgänglich im privaten Verkehr, im Dienste aber ver­schlossen und viel fordernd. Er galt als „Vater der Soldaten”, steigerte aber seine Ansprüche in Zeiten der Gefahr aufs höchste. Er liebte es mit Turenne verglichen zu werden, dem er nach eiferte. Davout fällte über ihn ein weniger günstiges Urteil (C. d. M. D., Tom. I, 345, Nr. 228): „Le général Dombrowski est plein de bonne volonté, mais il a peu de töte et de mémoire, il ne sait rien. II s’en faut de beaucoup, qu’il jouisse dans ces pays de la consideration de Kosciuszko.” s) Außer diesen Schenkungen an die genannten polnischen Komman­danten hatte Napoleon auch die eigenen Generale für ihre Dienste im „polnischen Feldzuge” reich belohnt, ohne freilich die Finanzen Frank­reichs zu belasten. Er behielt Krongüter im Schätzungswerte von

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