Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 35 gegangenen Staat wieder Verstellen und in dieser Hoffnung die polnische Nation zum Kampfe aufrufen zu können. Mehr als Dabrowski und Wybicki galt aber bei allen Polen Kosciuszko, der in Paris eine Zufluchtstätte ge­funden hatte. Sein Wort, sein Beispiel konnte das Volk zu höchster Aufopferung entflammen, den Aufstand in allen Teilen des untergangenen Königreiches entfachen. Aus diesem Grunde wünschte Napoleon auch Kosciuszko gewonnen zu sehen und sollte Fouché denselben zur Reise ins kaiserliche Hauptquartier bewegen1). Allein der alte Freiheitskämpfer zeigte sich wenig geneigt, dieser Aufforderung nachzukommen; ohne positive Garantien mochte er sein Vaterland nicht in neue Gefahren gestürzt sehen. Er stellte Bedingungen; auf solche einzugehen, war aber nicht Napoleons Sache. Wolle er nicht kommen, so werde man sich ohne ihn behelfen * 2). Napoleon wußte aber wohl, daß Kosciuszkos Name wie ein Schlachtruf alle Polen mitzureißen vermochte und ließ des­halb Proklamationen, mit „Kosciuszko” gefertigt, drucken. Diese waren eigentlich überflüssig, denn der Aufruf D^brow- skis und Wybickis vom 3. November3) aus Berlin hatte bereits allgemeine Begeisterung geweckt. „Napoleon, der Unbesiegliche, betritt mit einer Armee von 300.000 Mann den Boden Polens,” hieß es in derselben. Er werde sehen, ob die Polen wert seien, eine Nation zu sein. „Von Euch hängt es also ab, ein Vaterland zu haben. Euer Rächer, Euer Retter ist da. Beweist ihm, daß Ihr bereit seid, mit Euerem Blute das Vaterland wieder zu errichten. Er weiß, daß Ihr unbewaffnet seid; er wird Euch Waffen geben.” *) C. d. N. L, Tom. XIII, 462, Nr. 11.153 vom 3. November. „Faites venir Kosciuszko; dites-lui de partir en diligence pour venir me joindre, mais secrétement et sous un autre nőm que le sien. II s’adressera au général Dom brows ki, ou directement au grand-ma- récbal Duroc. Donnez-lui tout l’argent dont il aura besoin. Faites partir aussi tous les Polonais qu’il aurait avec lui. Je désire que tout cela se fasse le plus secrétement possible.” 2) C. d. N. I., Tom. XIII, 589, vom 30. November. „Si Kosciuszko veut venir, bien; sans cela on se passera de lui. II serait pourtant bon, qu’il vint.” 3) Anbang I. 3*

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