Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

18 Just. Kommunikationen sind unterbrochen, das Eintreffen der Vor­räte ist unsicher, ebenso wie die Ruhe meiner Provinzen. Bei dem Schwinden aller Hoffnung, daß ein Truppenkorps Euerer Maj estät die Anstrengungen unterstützen werde, welche ich der Einnahme von Warschau zuwandte, blieb mir keine andere Wahl, als mit meinen Truppen abzuziehen1)”. So ent­schuldigte König Friedrich Wilhelm II. den Abzug seiner Truppen vor Zarin Katharina. Warschau atmete wieder auf. Die Insurrektion in Süd­preußen, wohin D^browski abgeschickt worden war, machte Fortschritte, Bromberg fiel, höher stieg die Zuversicht der Polen. Bald sollten aber Rußlands Waffen die Entscheidung bringen. Fürst Rumjänzow erhielt von Katharina den Befehl, mit dem Heere, welches an der türkischen Grenze stand, Warschau zu nehmen. Am 18. September schlug Suworow, der tatsächlich das Kommando führte, beim Kloster Krupczyce die Polen unter Sierakowski. Derselbe zog sich nach Brzesc Litewski zurück, wurde aber schon am nächsten Tage noch heftiger angegriffen. Acht Stunden wurde mit blanker Waffe gekämpft; kaum 500 Polen retteten sich durch die Flucht, die Zahl der Gefangenen betrug kaum einige Hundert. „Die siegreichen Truppen Ihrer Majestät,” schrieb Suworow an Rumjänzow2), „bezahlten seine [des Feindes] Verzweiflung, keinen Pardon gebend, weswegen unser Verlust bemerkenswert, wenn auch nicht groß ist. Das Schlachtfeld ist 15 Werst weit mit Leichen bedeckt. Wir sind sehr müde.” Der Weg nach Warschau stand jetzt offen. Kosciuszko hob nun sein Lager bei Mokotów vor Warschau auf und ging mit seinem Korps über die Weichsel, um den nahenden Feind in Person zu bekämpfen. Bei Siedlce fand er am 6. Oktober General Sierakowski mit den Trümmern seines Detachements. Nachdem er eine strenge Untersuchung über die Ursachen der Niederlage bei Brzesc angestellt hatte, eilte er nach Grodno, wo General Mokranowski mit einem lithauischen Kontingent stand. Kosciusko übertrug demselben den Oberbefehl über alle lithauischen Truppen, die *) Friedrich Wilhelm an Katharina, 1. September 1794. (Ssolowjoff, 353.) 2) Bericht Suworows. (Ssolowjoff, 356.)

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