Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

14 Just. Armee bis zum 15. März durcbzuführen. Gegen diese kate­gorische Anordnung etwas zu unternehmen, gebrach es an Mut wie an Kraft. Der Chef des Kriegsdepartements sah sich gezwungen, unverzüglich Maßnahmen einzu­leiten, erregte aber hiedurch in der Armee allgemeine Erbitterung. Offiziere wie Gemeine wollten sich nicht von ihren Waffen trennen und die Oppositon organisierte sich wie von selbst. Der erste, welcher statt zu gehorchen, dem Befehl der Regierung offenen Widerstand entgegensetzte, war General Madalinski. Als er in Ostrolenka den Auftrag zur Entwaffnung seiner Brigade erhielt, war sein Entschluß sogleich gefaßt. Er Heß einen Bericht an die Kriegskommission nach Warschau abgehen und erklärte, den Befehl der Regierung nicht früher ausführen zu können, als bis er in stand gesetzt sei, seinen Truppen den bereits seit zwei Monaten rückständigen Sold auszuzahlen. Er beabsichtigte, auf diese Weise Zeit zu ge­winnen, die Weichsel mit seiner Brigade überschreiten und gegen Krakau vorrücken zu können, ehe ihm noch durch die Russen der Weg verlegt würde. Am 12. März von Ostrolenka aufbrechend, bewerk­stelligte er bei Wyszogrod den Übergang über die Weichsel und ging über Sochaczew, Rawa, Inowlodz, Konskie und Radoszyce nach Krakau. Durch die Schnelligkeit seines Marsches, welcher durch die Landesbewohner auf jede nur mögliche Art gefördert wurde, gelang es Madalinski auch wirklich, den ihm nachgesendeten russischen und preußischen Detachements zu entkommen. Kosciuszko, aus Italien rückgekehrt, hatte in Dresden von Madalinskis Unternehmung Nachricht erhalten. Er eilte augenblicklich nach Krakau und traf hier am 23. März ein. Mit einer Begeisterung ohnegleichen empfangen, wurde er zum Oberbefehlshaber ernannt und ihm die Leitung der gesamten Erhebung, die Verwendung aller Kräfte der Nation, die Ernennung zu allen Stellen im Heere, sowie die Wahl der Mitglieder eines Nationalrates übertragen. Kosciuszko nahm die Würde an, welche ihm dikta­torische Gewalt einräumte und erließ am 24. März eine feurige, von wildem Haß gegen Katharina und Friedrich

Next

/
Oldalképek
Tartalom