Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 5. (1903)

Die Landes-Vertheidigung - Die Aufgebote in den Erblanden bis 1809 - II. Die Aufgebote in den einzelnen Provinzen

25 Dagegen wurden die Unterthanen aller Herrschaften an den Grenzen von Bayern in einem Umkreise von zwei Meilen gemustert und mit Gewehren und Munition versehen. Diesen kam nun der active Grenzdienst zu und wurden sie zu diesem Behufe nach Pfarren in halbe oder ganze Compagnien vereinigt. Je 24 Häuser bildeten eine Corporalschaft, der Hauptmann und der Lieutenant sollten sich nie von der Compagnie entfernen. Das hiedurch erzielte Aufgebot, nunmehr auch „Landschlitzen” genannt, betrug auf dem zunächst bedrohten rechten Donau-Ufer 2000 Mann und wurde in sechs Compagnien getheilt, von welchen immer zwei im Dienste standen1). Die vom Felddienste befreiten, weiter ab von der Grenze Wohnenden hatten eine Steuer zu entrichten, von welcher der im engeren Wachdienst stehende Theil bezahlt wurde, und zwar erhielt jeder Mann anfänglich 17 Kreuzer und eine Brot-Bation; diese Löhnung wurde jedoch später auf 12, dann auf 10 Kreuzer herabgesetzt. Noch in demselben Monate hatte ein Theil des in dieser Weise for­mierten Aufgebotes Gelegenheit, gegen die Bayern in Thätigkeit zu treten; doch trat schon im September, bei gleichzeitiger Verminderung der Löhnung, eine Herabsetzung in der numerischen Stärke desselben ein. In den ersten Monaten des Jahres 1704 wurden Abtheilungen des Auf­gebotes unter Hohenegger, Willinger und Füger bei den Unternehmungen zum Entsatz der Schanzen von St. Willibald verwendet, wobei ein Theil den Gehorsam verweigerte 2). Bei dem späteren Vorrücken der Bayern zerstreuten sich auch einige Compagnien und warfen ihre Waffen weg, doch sammelten sich dieselben, aufgestachelt durch die von den Bayern begangenen Grausamkeiten bald wieder und vergalten gleiches mit gleichem. Nachdem später Abtheilungen unter Willinger und Schmidtbauer bei Haag mitgekämpft und die Ein- theilung der Compagnien wieder hergestellt worden war, wurden Mitte Februar wieder alle Waffenfähigen des Traun- und Hausruck-Viertels ein­berufen, wobei die weitere Anordnung getroffen worden war, dass jede Herrschaft einen Beamten mitschicken musste, um die Ordnung leichter aufrecht zu er­halten. Da die Geldmittel schon gänzlich erschöpft waren, so übernahm der Clerus die Sorge für die Bezahlung des Aufgebotes, welch’ letzteres nunmehr bei der Einnahme der Verschanzungen von St. Willibald verwendet wurde. Auf dem linken Donau-Ufer waren zu Beginn des Jahres 1704 gegen 3000 Mann aufgeboten worden, welche Zahl im Februar auf 8000 Mann er­höht wurde s); der geringeren Gefahr jedoch bezogen die Leute auch einen niederen Sold. Durch die Thätigkeit des Ober-Commandanten Christoph von Hayd, sowie der. Commissäre Freiherrn von Oedt, Grafen Ködern, dann des Abtes Siard und die von denselben getroffenen energischen Massregeln blieb jedoch dieser Theil des Landes von jedem Einfalle verschont. Das Aufgebot war auch hier nach Pfarren gesammelt und in Com­pagnien getheilt und hielten die nicht im engeren Grenzdienste Stehenden an Sonn- und Feiertagen ihre Exercier-Uebungen ab und blieb dasselbe, un­beschadet der später erfolgten Errichtung eines Land-Kegiments, wenn auch theilweise verringert, in Verwendung. Die, wie erwähnt, nicht immer ganz verlässliche Haltung des Aufgebotes, sowie die Abberufung der kaiserlichen Truppen veranlasste die Stände mit Beschluss vom 6. Mäi’z einen grösseren ständigen Truppenkörper, ein so­0 Die übrigen sollten wie bisher an Sonn- und Feiertagen Exercier- und Scheiben- schiess-CTebungen vornehmen und mussten bereit sein, auf die Alarmzeichen sich sofort an den bestimmten Plätzen einzufinden. 2) Die Bauern verlangten nämlich gegen den auch bedrohten, näher gelegenen Ort Iliedati geführt zu werden. 3) Eine eigentümliche Erscheinung trat hier im Mühl-Viertel zutage, wo die Land­leute sich der Einberufung des zehnten Mannes abgeneigt zeigten und Klagen vorkamen, dass dieser oder jener zu Hause bleibe, während der Nachbar ausziehen musste, dieselben daher darauf drangen, dass von jeder Eeuerstelle ein Mann gestellt werde, damit niemand von der Last frei bleibe und kein Anschein irgend einer Begünstigung obwalte. Hiedurch wurde eben dieser grössere Stand des Aufgebotes erreicht.

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