Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 2. (Dritte Folge, 1903)
Hauptmann Criste: Die österreichische Truppen-Aufstellun gegen Preussen und Polen, 1790
Die österreichische Truppen-Aufstellung 1790. 17 Friedrich Wilhelm liess sich zu diesem Entschluss nicht bewegen. England war nicht geneigt, sich an einer activen Einmischung in die orientalischen Angelegenheiten zu betheiligen, und ohne den Inselstaat wollte der König umsoweniger handeln, als auch der Vertrag mit der Pforte noch nicht geschlossen war. Er erklärte vorläufig, erst im Frühjahr 1790 mit Waffengewalt die Forderungen Preussens durchsetzen zu wollen. Hertzberg musste sich auch damit zufrieden geben. „Ich stimme dem Entschlüsse E. M. aus ganzem Herzen zu,” schrieb er am 15. September 1789 an den König. „Ich bin und war immer der Meinung, dass E. M. Ihren Plan auch allein, ohne England durchführen können, da Sie auf die Unterstützung der Türken, der Polen und Schweden rechnen dürfen. Ich glaube selbst, dass die französische Kation allem Anscheine nach das einzig richtige System, das einem Bündnis mit Oesterreich unbedingt entgegen ist, befolgen und sich der Ausführung eines Planes nicht widersetzen dürfte, der seinen alten Widersacher schwächt und das ottomanische Reich, seinen ehemaligen und natürlichen Verbündeten, erhält.” Wurden die Vorschläge Preussens von den beiden Kaisermächten angenommen, was Hertzb erg nicht bezweifelte, so kam Preussen zu einer bedeutenden Vergrösserung; auch schien es dem Grafen nicht unmöglich, dass die Czarin, des Bündnisses mit Oesterreich überdrüssig, eine Verständigung mit Preussen suchte; in jedem Falle fand er, dass der König im Frühjahr eine günstige Lösung der Frage werde erreichen können1). Vor allem suchte nun der preussische Minister mit den Türken zu dem gewünschten Ziele zu gelangen. „Mein Plan ist,” so schrieb er am 5. December 1789 an Diez, „dass der König und die beiden Seemächte nun als Bürgen der belgischen Verfassung sich einmischen und die belgischen Provinzen dem Kaiser nur mit einer sehr beschränkten Verfassung und unter unserer Garantie und der Bedingung zurückgegeben werden, dass Oesterreich die Moldau und Walachei räumt und sich mit den Grenzen des Passarowitzer Friedens begnügt. Das setzt freilich immer voraus, dass die Pforte die Krim und Oczakow den Russen überlässt. Die Pforte müsste sich eben dann ganz ’) Geheimes Staats-Archiv Berlin. Mittheilungen des k. und k Kriegs-Archivs. Dritte Folge. II. Bd. o