Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl

4 Criste. Bischof Hohenwart, begrüsst und bei ihm gespeist und übernachtet hatte1), traf er am 30. März, abends 6 Uhr, in Wien ein. Schon am 4. April reiste der Erzherzog in Begleitung seines Adoptiv-Vaters, des Herzogs Albert von Sachsen- Teschen nach Prag, woselbst er auf dem Hradschin Wohnung nahm, bis günstigere Jahreszeit die Uebersiedelung auf das Land möglich machen würde. Es ist natürlich, dass ein geistig so regsamer Mann wie Erzherzog Carl, die ihm aufgezwuugene Müsse nicht nur durch Pflege seiner angegriffenen Gesundheit ausfüllte; scharfen Blickes und mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte er viel­mehr die Ereignisse auf den Kriegsschauplätzen, besonders aber jene in Deutschland, die ihn aus naheliegenden Gründen noch mehr fesseln mussten, als jene in Italien. Seine Ge­danken darüber legte er in einer Reihe von Briefen nieder2), die von umso grösserem Interesse sind, als der Erzherzog in seinen Schriften sich über den Krieg in Deutschland fast gar nicht ausgesprochen hat, seine Ansichten darüber also so gut wie unbekannt geblieben sind; dann aber auch, weil sie, naturgemäss nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt, an einen jungen und begabten Ereund und Verwandten, den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich-Este3) gerichtet waren, ') Duller, Erzherzog Carl von Oesterreich. Wien, 1847. 478. 2) K. A., F. A. Deutschland 1800, XIII, 49. Original. s) .Erzherzog Ferdinand, der zweite Sohn des Erzherzogs Ferdi­nand, eures Sohnes der Kaiserin Maria Theresia, geboren in Mai­land am 25. April 1781, trat 1799, nach Absolvierung der Wiener-Neu­städter Akademie in die Armee und erhielt wegen seines ausgezeich­neten Verhaltens während des Feldzuges von 1800 das Kitterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im Jahre 1805 wurde dem Erzherzog das Ober- Commando über die Armee in Deutschland übertragen. Der Capitula­tion von Ulm entzog er sich durch den bravourösen Ritt nach Böhmen. Im Feldzuge 1809 führte er das Commando über das in Galizien auf­gestellte Corps, im Kriegsjahre 1815 commandierte er die nach Frank­reich eingerückte kaiserliche Reserve-Armee. In den folgenden Friedens­jahren führte der Erzherzog bis 1832 das General-Commando in Ungarn, dann kam er als Militär- und Civil-Gouverneur nach Galizien. Im Jahre 1846 resignierte er auf diese Stelle und hielt sich grösstentheils bei seinem Neffen, dem Herzog von Modena auf. Während eines Be­suches bei seinem Bruder Erzherzog Maximilian in Ebenzweier bei Gmunden erkrankte er und starb dortselbst am 5. November 1850.

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