Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl

Verstimmt durch, mancherlei Enttäuschungen, aber auch körperlich schwer leidend, hatte Erzherzog Carl schon im Herbste des Jahres 1799 um Enthebung vom Commando der Armee in Deutschland gebeten. Aber erst am 2. Februar 1800 kam Kaiser Franz diesem Wunsche nach, indem er den Erz­herzog von der Armee abberief und dem FZM. Freiherrn von Kray1) den Oberbefehl übertrug. Am 17. März traf dieser im Haupt-Quartier zu Donaueschingen ein und über­nahm am folgenden Tag das Commando vom Erzherzog, der am 20. abreiste, zuerst nach Wien, um, wie er dem Kaiser schrieb, „Dich zu umarmen, Dir mündlich das Gefühl der brüderlichen Liebe und freundschaftlichen Anhänglichkeit aus­zudrücken und mich sodann nach Prag zu verfügen”2). Die Rückreise des Erzherzogs von der Armee über Günzburg und Augsburg nach Wien glich einem Triumph­zuge ; überall, wo man seine Durchreise erwartete, strömte Alles herbei, um dem jungen Feldherrn zuzujubeln. Nach­dem dieser in St. Pölten seinen ehemaligen Lehrer, den *) Paal Kray, Freiherr von Krajova, gehören am 5. Februar 1735, trat 1754 als Cadet in die Armee, focht im siebenjährigen und im Türkenkriege, wurde 1790 General-Major, 1796 Feldmarschall-Lieute- nant. Im Januar 1799 übernahm er den Oberbefehl über die italienische Armee, erfocht noch vor Melas’ und Suworow’s Ankunft den Sieg bei Magnano und wurde in Folge dessen zum Feldzeugmeister befördert. Nachdem er Mantua genommen, übertrug ihm Suworow bei Novi die schwierigste Aufgabe gegen den linken Flügel der Franzosen. Zum Com- mandierenden der Armee in Deutschland ernannt, musste er vor Moreau bis an den Inn zurückweichen, wurde nach dem Waffenstillstand von Parsdorf in den Buhestand versetzt und starb am 19. Januar 1804 in Pest. s) Erzherzog Carl an Kaiser Franz, 7. Februar 1800. (Wert­heimer, Erzherzog Carl und die zweite Coalition. Archiv f. österr. Geschichte. 67. Bd., 239.) 1*

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