Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - II. Hauptrelation des Grafen Leslie

156 V e 1 t z e. schall auszuziehen, welches er auch mit gar guter Manier und Entbietung schöner Worte bewilligt; schickte also den Tag vor meinem Aufbruch den Panajotti abermals von dem Gross- Vezier Urlaub zu nehmen und zu danken um alle erwiesenen Ehren, mit Ersuchen, weil mir zugelasson wurde zu Adria­nopel, da der Sultan nur zwei Stunden an der Seite logiert, mit fliegenden Fahnen und Trompetenschall auszuziehen, er auch erlauben wollte, eben auf eine solche Weise meinen Einzug zu Constantinopel zu halten, indem der Sultan auch nicht dort sein werde; worauf er geantwortet, ich compor- tiere mich auf eine solche Weise, dass sie mir nichts ab- schlagen können, also solle mir auch diese Satisfaction, welche sonst doch ungewöhnlich, widerfahren; desswegen er auch ein Schreiben an den Kaimakam zu Constantinopel abgehen liess, der sich nicht hinein finden können und nichts Solches zu­gelassen hätte, wann des Gross-Veziers Befehl nicht gar deut­lich und klar gewesen wäre ; also bin ich den 7. September zu Constantinopel mit fliegenden Fahnen, Trompeten und Pauken­schall eingezogen und gar stattlich logiert worden, in des gewesenen Fürsten von der Moldau Behausung, alle anderen Cavaliere aber in vornehmer Türken und Griechen Häuser, neben mir an dem Meer gelegen, allwo uns alle Freiheit bei Tag und Nacht, zu reiten, zu fahren und zu gehen, wie man gewollt hat, zugelassen worden. Dem Einzuge hat der Kaimakam selbst, der vordem zweimal Gross-Vezier gewesen und des Sultans Murad Tochter zumWeibe hat, neben allen den anderenSultaninnen, so dazumals zu Constantinopel gewesen, zugesehen; bin ich denselben Tag von ihm mit allerlei Obst auf ihre Weise, in der Menge re­guliert und den 13. September, postiert in einem feinen Garten, drei Stunden von der Stadt an dem Schwarzen Meer, auf der europäischen Seite, dahin man mich mit zwei Galeeren geführt, im Vorüberfahren bei den Castellen, so­wohl hin, als zurück mit Stücken salutiert worden. Hernach hat man mich zu sehen geführt die Moscheen und andere Raritäten zu Constantinopel, wie nicht weniger zu dem englischen Botschafter, dem ich die Visite restituiert. Wie der Sultan zu Pontepiccolo angekommen, liess der Vezier mich durch einen Aga besuchen und sagen, der Sultan

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