Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)
Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - I. Hauptrelation des kaiserlichen Residenten Simon Reniger
Simon Reniger vop. Reningen. 145 stellen muss, welches endlich eine so grosse Anzahl macht; und je mehr der Türke an Land erobert, desto mehr hat er Spaliis, denn die Dörfer und Unterthanen gleich zu ihrer Unterhaltung appliciert werden; in welcher Anzahl nun diese erscheinen möchten, kann ich eigentlich nicht wissen, aber gewiss ist es, dass die grösste Macht in der Reiterei besteht. Die Ulufedschis sind die Stipendiarii, welche täglich ihre Besoldung haben, Einer mehr als der Andere und diese werden alle Quartal bezahlt; möchten bei 20 bis in 25.000 Mann sein. Die Gionglis sind wie die Frei-Reiter, welche aus freiem "Willen mitziehen, haben jedoch ihren Aga und Obristen, deren ich auch keine gewisse Anzahl zu nennen weiss. Zu der Reiterei können auch gezählt werden die Tataren. Moldauer, Walachen und Siebenbürger, welche als Vasallen ebenmässig in ziemlicher Anzahl erscheinen, mit den Tataren das Land durchstreifen, plündern, sengen und brennen helfen. Anno 1658 sind mit den Tataren auch bei 4000 Kosaken zu Fuss in Siebenbürgen eingefallen, welche Alba Julia erstiegen und ganz weggebrannt haben. Was nun die Infanterie und Janitseharen anbelangt, sind diese gewiss ein schönes auserlesenes Volk, werden von Jugend auf wohl verpflegt und gleichsam wie in einem Kloster in guter Disciplin erzogen. Diese haben zu Constantinopel und auch auf den Grenzfestungen, ihre ordentlichen Wohnungen oder wie sie es nennen »Oden«. Die Anzahl in diesen Oden ist ungleich, eine hat mehr, eine weniger, zu 4, 5, 6, 7, 8, 900, zu 1000 und mehr Mann; eine jede Oda hat einen Hauptmann, einen Capo, einen Spen- ditor, einen Fähndrich, einen Koch und seine Unterköche, welche das Essen zu seiner Zeit fertig machen und ein oder zwei Leute, welche in ledernen Säcken zu Pferd das Wasser zuführen; sie haben täglich und zu gewisser Zeit, sowohl Abends als Morgens, ihre drei Speisen; um Essen und Trinken dürfen sich die Janitseharen nicht sorgen, sowohl zu Felde, als im Quartier und wann sie auch wirklich in den Laufgräben liegen, bringt man ihnen ordentlich ihr Essen und Wasser; man treibt nach der Armee allezeit etliche tausend Schafe und Stücke Vieh und haben die Janitseharen täglich Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs. Neue Folge. XII. 10