Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 12. (Neue Folge, 1900)

Hauptmann Veltzé: Die Hauptrelation des kaiserlichen Residenten in Constantinopel Simon Reniger von Reningen 1649-1666 - I. Hauptrelation des kaiserlichen Residenten Simon Reniger

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ihr Deputat in Fleisch, Brod und Gerste; man giebt ihnen neben ihrem Quartal im Jahre auch ein oder zwei Mal Commistuch, sie zahlen zwar etwas, aber kaum den dritten Th eil aus ihrer Casse, das Uebrige zahlt der Sultan, es sei nun Fleisch, Kerzen oder dergleichen.

Gehen sie zu Feld, so haben sie ihre Zelte und ihre Saumpferde, worauf sie solche führen; die Jüngeren müssen die Pferde warten und Jeder eines führen, aber zum Putzen werden bei einem Pferde acht oder zehn Kerle sein. Sobald sie in’s Quartier kommen, richten sie die Zelte gleich selbst auf und werden unter einem dreissig, auch mehr liegen können, Alle schön in der Ordnung; in der Mitte ist allezeit ein Gestell, wo Jeder sein Gewehr anlehnt, also dass im Fall der Noth ein Jeder dasselbe geschwind zu finden weiss; haben sie wirklich Krieg, so halten sie alle Abend ein öffentliches Gebet und stellt sich eine jede Oda in einer schönen langen Ordnung vor dem Zelte ihres Hauptmanns, warten bis Einer bei des Janitscharen-Aga Zelt vorbetet: Gott wolle ihren Glauben erhalten, ihrem Kaiser Prosperität, langes Leben und Sieg verleihen und mehr dergleichen auf welches Alle überlaut rufen: »Allah, Allah, Allah,« id est Gott, und dies drei Mal nacheinander, welches allezeit durch die ganze Armee von Jedermann respectiert wird; .nach diesem rufen sie noch ein Mal, worüber Alle weglaufen und ein Jeder zu seinem Zelt sich retiriert.

Dies »Allah« und Geschrei gebrauchen sie auch im Fechten und wirklichen Treffen oder wann sonst im Lager ein Allarm wird; nach dem Gebete werden Diejenigen, so etwa des Tags etwas angestellt, geprügelt und gestraft und haben die Ja- nitscharen von Alters her das Privilegium, dass sie als Fuss- gänger nicht auf die Füsse, sondern auf die Becken geprügelt werden. Der Capo allein hat die Autorität sie zu strafen, der Spenditor sitzt beim Kopf und der Fähnrich bei den Füssen; die anderen Janitscharen, so Viele im Zelte sind, müssen in ihren Mänteln rings herum stehen und ist einer unter ihnen, welcher des Tags etwas angestellt, so man nicht weiss, so muss er über einfache Aufforderung des Capo sich selbst an- klagen; thut er es nicht und dass man es erfährt, so stranguliert man ihn.