Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 11. (Neue Folge, 1899)

Hauptmann Oscar Criste: Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes 1799 - Ansichten verschiedener Historiker über den Gesandten-Mord

Beiträge zur Geschichte des Rastatter Gesandten-Mordes, 407 Die unschöne "Wandlung, die Hormayr als Mensch und Historiker erlitten, zeigt sich auch in seinen Ansichten über die Urheber des G-esandten-Mordes. So lange er Oesterreicher war, wies er jede Zumuthung, dass Kinder seines Vaterlandes irgendwie an dem Verbrechen betheiligt, entrüstet zurück. Die französischen Minister, diese »mordbrennerischen Kriegs­herolde« seien, so sagte er damals, »vergeblich gewarnt durch den österreichischen Vorposten-Commandanten« abgereist und »unter den Säbeln eines in Szekler-Husaren vermummten räuberischen Haufens gefallen1)«. Als Hormayr dann glaubte, sein früheres Vaterland hassen und beschimpfen zu müssen, fand er, dass das Verbrechen von Lehrbach angeordnet und von den Szekler-Husaren ausgeführt worden sei. Dabei liess er eine Menge Personen mitbetheiligt sein: Den Doppelspion Schulmeister und Oberstlieutenant Mayer, den Hofrath Fassbender, ein paar Ober-Kriegscommissäre, fanatische Emigrierte und »einige Wiener Naderer als Husaren ver­mummt2)« ! Wolfgang Menzel beschränkt sich in seiner »Allgemeinen Weltgeschichte« darauf, die That von Szekler-Husaren ver­üben zu lassen und Hormayr zu citieren, der den Grafen Lehrbach als Urheber bezeichnet; scliliesst aber, ohne nähere Erklärung, mit dem Hinweis, dass die französische Regie­rung, »die wohl den Zusammenhang wusste«, ihn »nicht enthüllen durfte3)«. Im Jahre 1869 erschien die Schrift von Mendelssohn- Bartholdy4), welcher darin zum ersten Male eingehend und mit Hilfe von Acten aus dem Wiener Staats-Archive das blutige Ereigniss untersuchte und nachwies, dass Graf Lehr­bach ganz und gar unschuldig verdächtigt und angeklagt worden. Mendelssohn-Bartholdy erklärt die That für eine Folge der Emigrantenpolitik, »die Frucht ihres dunklen Wirkens ') »Geschickte der neuesten Zeit.« Wien 1717—1819. II. 2) Lebensbilder aus den Befreiungskriegen. Jena 1841. Geschichte Andreas Hofer’s. Leipzig 1845. Kaiser Franz und Metternich. Leipzig 1848. s) Allgemeine Weltgeschichte. 10. Band. Stuttgart 1863. 4) Der Bastatter Gesandten-Mord. Heidelberg 1869.

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