Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Mainz
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 33 gelangte, Hess der kitrmainzische Kanzler Albini, in seiner energischen Thätigkeit von dem preussischen ausserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Freiherrn von Stein und dem Ingenieur-Oberstlieutenant Eickemeyer kräftig und bereitwillig unterstützt, die Arbeiten zur Vervollkommnung der Vertheidi- gungsfähigkeit des Platzes sogleich wieder aufnehmen. Bürger der Stadt und mehrere hundert Bauern aus der Umgegend arbeiteten an der Instandsetzung von Gräben und Wällen, an Vorfeldlichtung; an der Südseite der Festung (gegen Weissenau) wurden Verhaue gelegt. Auch die Vertheidigung selbst wurde, hauptsächlich auf das Drängen und unter dem Einflüsse der 3 genannten Männer nach folgendem Plane organisiert: Die regulären Truppen hatten die wichtigsten Aussenwerke zu besetzen, Bürger-Compagnien versahen den Dienst im Innern der Festung, 51 Mainzer-Husaren besorgten den Patrouillendienst ausserhalb der Werke. Das schwere Geschütz (193 Stücke) wurde auf die Wälle gebracht. Man erlangte indessen trotz alledem in Mainz die Fassung nicht wieder und dazu kam, dass in der Hast manche nothwendigen Vorbereitungen übersehen wurden; es fehlte an Schanzzeug; der Plan, nach welchem die Geschütze auf dem Walle aufgefahren und vertheilt werden sollten, wurde verlegt und nicht wiedergefunden; Munition war in Menge vorräthig, aber nicht verarbeitet, zu Pechkränzen, Leuchtkugeln u. dgl. mangelte alles Materiale.1) Kurfürst Friedrich Carl, welcher bis dahin in Aschaffenburg geweilt hatte, kam am 3. October nach Mainz. Anstatt aber mit fester Hand seine Hauptstadt aus der sinnlosen Angst und Verwirrung, in der sie befangen war, zu kräftigem Widerstand gegen den immer näher drohenden Feind aufzurütteln, statt mit offenem Blick und kaltmüthiger Ausdauer Vertheidigungs-Massnahmen zu treffen und deren Durchführung einheitlich zu leiten und zu überwachen — begnügte sich der Kurfürst, „zur Weiterführung der Regierungsgeschäfte“ in aller Eile eine Statthalterschaft einzusetzen (Kanzler Albini, Festungs-Gouverneur General von Gymnich, Domdechant Freiherr von Fechenbach und Vicedom von Bibra) und flüchtete schon am 5. nach Würzburg. 1) Renouard, 253; Chuquet, YI, 75. Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs, Neue Folge, X 3