Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Custine's Unternehmung auf Speyer
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 27 abzunehmen, dafür sollten aber der Bischof, das Capitel und die Klöster herhalten und gegen 1.200,000 Francs allein zahlen, so dass dieser General fast eineinhalb Millionen Francs nebst einer beträchtlichen Menge Magazinsvorräthe aus Worms als Beute einzubringen hatte. An die Bewohner von Worms richtete Custine einen Aufruf. Er erklärte ihnen, der Krieg der freien, französischen Nation wäre nicht gegen das „Volk“ gerichtet, sondern nur gegen dessen Bedrücker, gegen die Machthaber, gegen die Reichen; zu der von ihm geforderten Contribution, die nur zur Deckung der von den Franzosen aufgewendeten, von den Emigrierten und deren Gönnern hervorgerufenen Kriegskosten bestimmt sei, hätte das „Volk“ gar nichts beizutragen; es wäre bloss Sache des Magistrates, der weltlichen und geistlichen Fürsten, der Klöster, der Reichen, die geforderten Summen aufzubringen. „Krieg den Palästen der Gewaltherrscher! Friede den Hütten der Armen und Gerechten“ sei die Offenbarung der Neufranken! Schon bevor Custine die traurigen VertheidigungsVerhältnisse der „deutschen Reichsfestung“ Mainz durch Deutsche genau erfuhr2); hätte er auf dem ganzen Wege bis Mainz, und darüber hinaus bis Coblenz, keinen Widerstand gefunden. Mainz ergab sich am 21. October 1792 ohne jeden K a m p f, trotzdem Custine dieser Festung weitere drei Wochen Zeit gelassen hatte Vertheidigungs-Anstalten zu treffen. Der Landgraf von Hessen- Darmstadt, dem um den Besitz seiner Elsässer Güter bangte, antwortete den bei ihm um Hilfe flehenden Mainzern, „die Franzosen hätten seine Güter im Eisass so gut behandelt, dass er sich mit ihnen nicht Überwerfen wolle,“ und zog seine Truppen — etwa 3000 Mann — nach Darmstadt zurück, bereitete auch gleich den weiteren Rückzug nach Giessen vor 3); seine Aemter aber wies er an, „den Franzosen keinen Anstoss zu geben und sie sub reservatione reservandarum wohl zu verpflegen“4); .... Pfalzbayern stellte an J) Moniteur, Seite 1250. 2) Siehe Brief Custine’s an Biron; Moniteur, Seite 1265; Tableau historique I, 155. 3) Moniteur, Seite 1221. 4) Sybel, I, 583.