Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Friedrich II. Orientpolitik und Ungarn
König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 309 als Usurpation betrachteten; die Pforte habe wegen des Banats mehr Interesse, zuerst Oesterreich anzugreifen; selbst Ofens Wiedererlangung wurde ihnen als möglich vorgespiegelt. Ernst meinte es der Preussenkönig auch mit den Türken um ihrer selbst willen nicht, sie sollten nur blind sich in den Kampf stürzen und Maria Theresia in Ungarn beschäftigen; sie waren eine Ziffer in seinem Rechenexempel, wie die ungarischen Protestanten. Dass sie dabei etwas gewännen, scheint er selbst nicht geglaubt zu haben; wenigstens meinte er 1760, dass 100.000 Türken noch immer sicher durch 50.000 Oesterreicher geschlagen würden. Bei dieser Gelegenheit*) lässt sich auch erkennen, wie sich der grosse Schlachtenkönig etwa das Zusammenwirken mit dem Halbmonde in Ungarn vorstellte. Die bei Belgrad stehenden 30.000 Janitscharen sollten rasch auf Temesvár losbrechen, welches, nur von einem Bataillon besetzt, innerhalb vierzehn Tagen fallen müsse. Wenn die türkische Heeresmacht sodann gesammelt sei, solle sie auf Ofen vorrücken, Tataren sollten längs der Donau gegen die österreichischen Länder geschickt werden, um diese zu verwüsten und die Oesterreicher zu Theilungen und Zersplitterungen zu veranlassen. Durch diese Diversion der Türken rechnete der König, Luft zu bekommen und den Krieg nach Mähren spielen zu können, „um im Stande zu sein, die türkischen Operationes zu secondieren“. „Und wenn sie mir da“, fährt er fort, „über die sogenannten sieben Städte — in der Gegend Kaschau belegen — wollten ein Corps von ungefähr 4 bis 5000 Mann Tartern entgegenschicken, das gegen Jablunka und so nach Mähren zu, wenn ich in Mähren stünde, gienge, so wollte ich diese Tartern mit einem detachierten Corps von meiner Armee von Dragonern und Husaren soutenieren und gedächte ich sie bis Pressburg und bis Wien vorzupoussieren, um dadurch den Terreur unter den Oesterreichern stärker zu machen und zugleich zweitens dadurch alle Arrangements von Vivres, so die Oesterreicher für ihre Armee bei Ofen (wo sie solche etwa hinter das Flüsschen Rákos setzen werden) gemachet und zusammengebracht haben werden, zu derangieren, mithin dadurch auch die österreichische Armee, so gegen die Türken agieren wird, in brédouille zu bringen.“ *) P. C., XIX, 296, 29. April.