Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Friedrich II. Orientpolitik und Ungarn

310 K i e n a s t. Wie ernst es dem Könige mit der von den Türken in Ungarn zu seinen Gunsten zu machenden Diversion war, geht ausser zahl­reichen, äusserst eindringlichen Depeschen an Haude-Rexin auch daraus hervor, dass er dem letzteren am 17. December 1761 noch einen zweiten Operationsplan für die Türken übermittelte,1) wonach deren Haupt-Armee längs der Donau Vordringen, ein Armee-Corps aber in Siebenbürgen einfallen und sodann Temesvár blockieren sollte und dass er am 3. Juni 1762 sogar eine Instruction für den in das türkische Hauptquartier abzusendenden preussischen Officier erliess. 2) Es ist für die Kriegstüchtigkeit der österreichischen Armee besonders ehrend, dass der kriegskundige Preussenkönig in beiden Fällen die Türken vor einer offenen Feldschlacht mit den Oester­reichern bewahren wollte, weil er den Sieg der letzteren bestimmt annahm, obwohl sie sich doch, durch ihn theilweise gebunden, den Türken nur in ungenügender Stärke hätten gegenüberstellen können. Und auch für das den Tataren nach Kaschau entgegenzusendende preussische Corps war seit Mitte April 1762 bereits der Com­mandant ernannt — General-Lieutenant von Werner, aus der vor­hergehenden Darstellung bereits bekannt — und die Truppen bestimmt, welche in der Stärke von 13.000 Mann bei Kosel bereit­gestellt wurden, endlich die Verhaltungsregeln entworfen.3) Die letzteren sind weniger nach der militärischen, als viel­mehr nach der Seite hin von Interesse, dass der König ausdrücklich eine ausgiebige Brandschatzung Ungarns, sowohl durch seine eigenen Soldaten, als durch die Tatarenhorden anordnete und die exacte Durchführung dieser Weisung von dem in Ungarn geborenen Werner als selbstverständlich annahm, ja noch mehr, dass er trotzdem auch eine Verstärkung von Werner’s Corps um einige Tausend durch Zulauf aus Ungarn selbst erhoffte. Was für eine Ansicht muss doch Friedrich II. über dieses von ihm so sehr umschmeichelte Volk gehabt haben! ■) P. C, XXI, 126. 2) Ebenda, 496, hiezu auch 498 (Nr. 13.751). 3) Ebenda, 367, 394, 417, 472, 476, 508 und 509. GLt. Werner hatte am 2. Juni bereits .Tablunka besetzt; doch bewogen den König die österreichischen Gegenmassregeln, ihn wieder zurückzuziehen. Seit Mitte Mai gedachte Friedrich 11. zur Expedition nach Ungarn sogar 20.000 Mann und noch mehr zu verwenden, weil mittlerweile seine bisher durch die Russen festgehaltenen Truppen verfügbar geworden waren.

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