Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Neue Folge, 1894)

Beitrag zur Geschichte des Krieges in Ungarn 1848/49

168 Beitrag zur Geschichte des Krieges in Ungarn 1848/49. Buda-Pest wurde am 5. Januar 1849 ohne Schwertstreich besetzt, der abgezogene Gegner auf den in der Stossrichtung ge­legenen Strassen nach Gyöngyös und Cegléd aufgesucht, die Her­stellung der Ordnung in der insurgierten Doppelstadt anbefohlen und die Einleitungen für die politische Verwaltung dieser, wie der gewonnenen Landestheile getroffen; durchwegs Vorkehrungen, welche absolut nothwendig waren und unter dem Schutze der Armee vor sich gehen mussten, ohne aber die weitere Verfolgung des Feindes irgendwie zu beirren. Zwar bedurften die Truppen nach einer dreiwöchentlichen und bei grimmiger Kälte durchgeführten Operation dringend der physischen, wie der materiellen Erholung, allein fast die Hälfte der Armee fand diese Ruhe nicht, denn am 6. Januar lief die ver­bürgte Meldung von dem excentrischen Rückzuge Görgey’s auf Waitzen ein. Den Vorstellungen der Commandanten entgegen, es sei die an den Bivouakfeuern verbrannte Bekleidung, sowie das Schuhwerk der Mannschaft und der Hufbeschlag der Pferde für die Märsche auf Schnee- und Eisboden vorher in Ordnung zu bringen, musste am 7. Januar das II. Corps FML. Wrbna hinter Görgey nach Waitzen, die Cavallerie-Brigade GM. Ottinger am 9., Perczel folgend, nach Szolnok aufbrechen. In kaum drei Wochen hatte die Armee die Donau-Linie bei Buda-Pest gewonnen. Mit Rücksicht auf die Jahreszeit, die im letzten Drittel des December eingetretene ungewöhnliche Kälte mit bedeutenden Schneefallen, auf die dem Feinde gegenüber zu wiederholten Malen besetzten Stellungen und hiebei mit der Ent­wicklung verloren gehende Zeit und endlich auf den nicht zu unterlassenden Versuch: Komorn zu gewinnen, muss dieser Zeit­raum im Ganzen doch als ein sehr kurzer bezeichnet werden. Die Insurrections-Truppen hatten in dieser Weise das ganze rechte Donau-Ufer und einen bedeutenden Theil von Ober-Ungarn theilweise, sozusagen ohne Schwertstreich, dem kaiserlichen Heere überlassen, hiemit allerdings die Entscheidung hinausgeschoben und für die Vermehrung ihrer Streitkräfte und die weitere Ent­wicklung des Kampfes eine kostbare Zeit gewonnen. Immerhin entgiengen sie in dieser Epoche den Nachtheilen nicht, die eine so geartete, wenn auch gerechtfertigte Operationsweise, im Augen­blicke wenigstens, mit sich bringt.

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