Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Neue Folge, 1894)

Beitrag zur Geschichte des Krieges in Ungarn 1848/49

Beitrag zur Geschichte des Krieges in Ungarn 1848/49. 169 Die Entmuthigung in den von ihnen verlassenen Landes- tlieilen war trotz den energischen Massregeln und den Anstren­gungen der Landes-Regierung eine bedeutende. In den Haupt­städten selbst erachtete der grösste Tlieil der Bevölkerung die Sache der Revolution für verloren, für welche Ansicht so viele kleine Umstände und Erscheinungen sprachen, wie z. B. dass der Ofiicier und die Mannschaft der Husaren-Escorte einer Deputation von Reichstags-Mitgliedern und Notabilitäten, welche dem Armee- Commandanten in die Marschstation vor Ofen mit dem Gesuche um Unterhandlungen entgegengeeilt waren, sich sogleich zum Uebertritt in die kaiserlichen Reihen meldeten. Dessgleichen stellte eine Anzahl von Deputations - Mitgliedern die Bitte, erst mit der kaiserlichen Armee nach Buda-Pest zurückkehren zu dürfen. Auch der Keim zu der Uneinigkeit zwischen den ungarischen Führern Kossuth und Görgey war in jenen Tagen gelegt. Bei dem denkwürdigen Kriegsrath am 2. Januar zu Buda-Pest, bei welchem ebensosehr diese Entmuthigung, wie anderseits der Wunsch, vor Ofen die Waffen entscheiden zu lassen, zu Worte kam, gelang es dem weitaus klügsten, entschlossensten und seiner Ziele wohl bewussten Führer der ungarischen Sache, Ludwig Kossuth, den weiteren und getheilten Rückzug in das Innere des Landes bescliliessen zu lassen, eine Massregel, welche zweifelsohne für die lange Dauer des Widerstandes der Ungarn von ent­scheidendem Werthe war, anderseits aber auch die grössten Opfer von Volk und Land für diesen Kampf herbeiführen musste. Die lang genährte Hoffnung, der vereinten Insurrections- Armee endlich den entscheidenden Schlag zu versetzen, ward durch die Theiiung derselben nach der Räumung der Hauptstadt zunichte. Mit ihrem Wegfall musste aber auch das ganze bisherige Operations-Verfahren des kaiserlichen Feldherrn eine gründliche Aenderung erfahren. Nach den im ersten Momente getroffenen Verfolgungs-Mass­nahmen konnte der bei Buda-Pest verbliebene Rest der Armee nach Rücklassung einer entsprechenden Macht zur Sicherung der Landes-Hauptstädte entweder Görgey nachziehen, oder Perczel über die Theiss verfolgen, oder endlich, wie es auch thatsächlich geschah, zur Deckung Buda-Pest’s bei dieser Stadt verbleiben,

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