Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Neue Folge, 1892)

Hauptmann Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung im VII. Bande)

Der Feldzug in den Niederlanden 1792. 5 Am 29. April erhielt Feldmarschall Bender Weisung, mit dem FZM. Browne am 2. Mai bei der Armee einzutreffen, um die nöthigen Dispositionen zur Aufstellung der Vorposten, zur Bestim­mung der Alarmplätze und zur Einrichtung der Verbindungen zu treffen. Er sollte überdies einen zweckmässigen Lagerplatz wählen, auf welchem nöthigenfalls die Concentrirung des ganzen Corps erfolgen könnte. Nach Vollzug dieser Anordnungen gedachte auch der Herzog selbst sich in das Hauptquartier nach Ath zu begeben und von da aus die weiteren Verfügungen zu erlassen.*) Der Herzog war auf einen baldigen Ausbruch der Feindseligkeiten keineswegs gefasst und hätte die Eröffnung derselben von Rochambeau, dem Commandanten der französischen Nord-Armee, abgehangen, so würden die beiden kriegführenden Theile auch wahrscheinlich lange in abwartender Haltung einander gegenüber gestanden sein. Dumouriez’ Ungestüm aber und sein offensiver Sinn trieben zu rascher Ausführung seiner Pläne zur Eroberung der Nieder­lande und so erfolgte der französische Angriff früher, als ihn der Herzog von Sachsen-Teschen erwarten konnte. Der grösste Theil seines Corps war noch im Marsche und das Wenige, was bereits an der Grenze längs der Vertheidigungslinie stand, hätte bei einem zweckmässigen, kräftigen Vorgehen des Feindes einen wirklich gefährlichen Stand gehabt. Es konnte aufgerieben und auseinander­gesprengt sein, ehe noch das ganze Corps versammelt und das Hauptquartier in Thätigkeit gewesen wäre. Der Aufmarsch des schwachen österreichischen Corps war in der Absicht, in einer Ausdehnung von 50 Kilometern, eingeleitet, sowohl die Stützpuncte der beiden Flügel Mons und Tournay, als auch den ganzen Zwischenraum durch kleinere Abtheilungen zu sichern. Als der Krieg bereits erklärt und die Franzosen in der Lage waren, ohne Säumen und mit Uebermacht aus einem ihrer festen Grenzplätze hervorzubrechen, wäre eine Vereinigung des Gros der österreichischen Streitkräfte, bereit zu einem kräftigen Schlage, auf irgend einem passenden Puncte wohl geboten gewesen. Ein entscheidender Erfolg, gleich bei Anfang des Krieges errungen, würde wahrscheinlich mehr als alle Drohungen der Cabinete auf die Stimmung in Frankreich gewirkt und die Revolutions-Partei in i) i) K. A. 1792; IV, 32.

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