Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Neue Folge, 1892)
Rittmeister Kematmüller: Das Dragoner-Regiment Herzog Julius Ludwig von Savoyen. Eine Regiments-Geschichte von neuen Jahren
250 ‘) Dieses Massacre kostete rund 1000 Menschen das Leben. 2) Kriegs-Archiv, 1691. Fase. VIII. 2. begriffen, von dem Feinde, welcher die ganze Nacht hindurch uns vormarschirt war, attaquirt und niedergemacht worden sei. Wie man dann dieses feindliche Corps in ganzer Stärke vor- beimarschiren sah, meldeten unsere diesfalls ausgeschickten Kundschafter, dass man den Kampf anderthalb Stunden lang vernommen habe. Inzwischen hielt sich auch ein Schwarm von einigen tausend Pferden des Feindes immer an unserer Armee auf und da unter vier Stunden mit der Armee, bis dahin, wo das Bouquoy’sche Regiment gestanden, nicht zu gelangen war und auch dessen Train, ohne die Sicherheit der Armee zu gefährden, nicht geborgen werden konnte, blieb man diesen Tag im Lager auf vorgemeldeter Höhe stehen. Später kamen zu Wasser der Bouquoy’sche Adjutant und 4 Dragoner, die sich mit Schwimmen gerettet hatten, im Lager an und berichteten, dass nicht nur das ganze Regiment, sondern auch die Hofkirch’sehen- (heute Dragoner-Regiment Nr. 4) und Caprara’schen (1701 aufgelöst) Recruten (die mit dem Regiment Bouquoy marschirt waren), nach dreistündigem Gefecht überwältigt und niedergemacht worden seien, sondern dass auch alle Weiber, Wagen und Handpferde verloren und die 200 Proviant-Wagen, mit 1200 Ochsen bespannt, dem Feinde in die Hände fielen.“ Die Erbitterung und der Drang nach Rache für die Nieder- metzlung des Dragoner-Regiments ') durchglühten die Armee und steigerten sich in dem Masse, als die Details dieses Kampfes mehr und mehr bekannt wurden. Die herausfordernde Haltung der Türken allein schon liess keinen Zweifel über den Verlust eines der besten Regimenter zu. Markgraf Ludwig von Baden berichtete noch an demselben Tage über das traurige Ereigniss dein Kaiser:* 2) „Weil er (der Feind), vermuthlich durch einige übergelaufene Franzosen die Nachricht erhalten hat, dass das Bouquoy’sche Regiment unter Commando dessen Obristwachtmeisters, welcher sich wider allen Befehl auf erhaltene Kundschaften, vielleicht auch aus Liebe zur Bagage, zu seinem Unglück verweilt, noch nicht zur Armee gestossen wäre, umringte er selbes eine Stunde von der Armee und hieb dasselbe, nach zweistündigem Gefecht, nieder,
