Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)

Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli

34 Di® Heere des Kaisers und der französischen Revolution 1792. Im Kriegsfälle stellte jedes deutsche Cavallerie-Regiment eine Reserve-Division minder kriegstauglicher Mannschaft, die Husaren- Regimenter aber eine complete fünfte Division auf, welche die Ab­richtung von Mann und Pferd im Werbbezirke zu besorgen hatte, eventuell aber auch zur operirenden Armee einberufen werden konnte. Die Hauptwaffe der Reiterei bildete der 2'8 kg schwere, gerade Pallasch, beziehungsweise der leicht gekrümmte ungarische Säbel; die Grenz-Husaren und Uhlanen waren ausserdem noch mit 4 m langen Lanzen mit schwarzgelben Fähnlein ausgerüstet. Zu den Schutzwaffen gehörte ausser der Kopfbedeckung auch noch das 7 kg sehwere Kürassvordertheil von geschwärztem Eisen bei den Carabinieren und Kürassieren. Ausser den blanken Waffen führte bei der gesammten Reiterei jeder Mann zwei Pistolen mit 27 cm langen Läufen; dann, mit Ausnahme der Unterofficierc, an einem breiten Bandelier einen 4 kg schweren Carabiner mit 84 cm langem Laufe. Ein Futteral aus Schafleder, welches vom Kolben bis über das Schloss hinauf­reichte, schützte die Waffe vor Beschädigungen. Neben den Carabinern hatte jedes Cavallerie-Regiment noch 72 Musketons und eine Anzahl gezogener Stutzen, welche aber erst im Kriege, und zwar letztere an die besten Schützen aus­gegeben wurden. Die Feld-Artillerie.1) Die österreichische Artillerie befand sich zu Beginn des Jahres 1792 in sehr gutem Zustande. Ihre hervorragende Stellung verdankte sie vor Allem den Reformen des Fürsten Wenzel Liechtenstein und den Bemühungen des Feldzeug­meisters Grafen Josef Colloredo, welcher 1778 die höhere Artillerie­schule ins Leben gerufen. Bis 1772 in Brigaden gegliedert, wurden aus denselben in diesem Jahre drei Artillerie-Regimenter zu je vier Bataillons oder 16 Compagnien formirt und die ganze Waffe in vier Haupt­l) Kriegs-Archiv: Uebersicht der eigentlichen Bestimmung aller Artillerie- Fuhrwerke und ihrer mitführenden Ladung 1798; — Linien-Geschütz-Eintheilung mit drei Plans von Quarrée 1788; — Adjustirungs- und Ausrüstungsvorschrift 1767; — Instructionspuncte für gesammte Herrn Generale der k. k. Hauptarmee 1793: Abthlg. IV und XIII der mil.-wissenschaftl. Memoires.

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