Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegs-Schauplätzen der Monarchie). III. Theil (Fortsetzung): Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien
198 Die Rákóczi’schen Unruhen. Simontornya. Pápa. Giins. Kapuvár. Bernstein. St. Gotthard. Oedenbnrg. und gegen Mühlbach vorgerückt war. Diese Operationen der kaiserlichen Generale brachten die Insurgentenschaaren, deren Verbindungen dadurch zerrissen wurden, in solche Auflösung, dass der Aufstand in Siebenbürgen als nahezu erloschen angesehen werden konnte. Da zum Schutze Ungarns und der Erbländer nur sehr geringe Streitkräfte zurückgeblieben waren, konnte der mit dem Commando über dieselben betraute PálfFy nicht verhindern, dass der Gegner verheerend über die Grenzen von Nieder-Oesterreich und Steyermark vorbrach. Es schien, als ob die von Siebenbürgen abgewendete Gefahr nun in verdoppelter Grösse über den Westen Ungarns aufgestiegen sei. Fast alle festen Plätze Ungarns wurden von den Aufständischen eingeschlossen und bei der mangelhaften Ver- proviantirung dieser Plätze stand zu befürchten, dass sie in kurzer Frist in deren Besitz fallen würden. Bottyán brach am 1. November von Kecskemét gegen Duna- Földvár auf, überschritt dort den Strom und nahm Simontornya, dessen Besatzung über die Klinge springen musste und bald darauf auch Pápa ein. Csáky nahm am 8. December Güns und Bottyán brachte Kapuvár und Bernstein in seine Gewalt. Letzterer drängte hierauf den GFWM. Hannibal Heister durch das Gefecht von St. Gotthard nach Steyermark, nöthigte den Banus Grafen PálfFy bis nach Güssing zu retiriren und umschloss Oeden- burg. Gleichzeitig streiften die Banden Ocskay’s von Pressburg bis Altenburg und Raab. Feldzug 1706. Quellen: Wie bereits angegeben. Im Anfänge des Jahres 1706 stand das Gros des Fussvolkes der Insurgenten im oberen Ungarn. Ein Theil desselben hielt Trentschin und Leopoldstadt eingeschlossen, ein anderer beobachtete Pressburg, Komorn, Gran und Ofen. Jenseits der Theiss hess Károlyi Grosswardein cerniren und durch Pekri und Orosz die Winterquartiere der Kaiserlichen in Siebenbürgen beunruhigen. Ocskay verheerte die mährischen Grenzgebiete an der March, Bottyán jene in der Nähe des Neusiedler-Sees und Csáky die Landschaften an der Mur und Drau. Dieser Ueberzahl von Feinden gegenüber sollten kaum 8000 Kaiserliche, welche auf der langen Strecke von
