Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
32 Wetz er. diese Frage: »Die Noth war nicht ohne Schuld Reinach’s und seiner Frau vorbereitet worden. Reinach hatte vor der engen Umzingelung viel altes Getreide in der Hoffnung verkauft, bald neues zu erhalten, während späterhin die Frau desselben, set's aus Habsucht oder aus Ueberdruss der Belagerung, einen ansehnlichen Vorrath an Lebensmitteln heimlich verkaufte, welche, wie die von ihrem Manne verättsserten Bedürfnisse, in die Speicher Bernhard’s fielen, gleichsam um sich' den eigenen Feind selbst zu ernähren. Der Herzog hatte seine in Bauerntracht verkleideten Krieger in die Stadt geschickt, die Vorräthe aufzukaufen. Die Frau Statthalterin musste mit einem traurigen Schicksal büssen, auf welches geheim - nissvoll und mit den Ausdrücken des Schreckens in einem Schreiben bingedeutet wird.« f) Und Barthold, II, 152, sagt: »Als Einzelheit aus dem Schaudergemälde heben wir nur hervor, dass Reinach mit furchtbarem Grimm an seiner Frau Strafe nahm, weil sie aus Habsucht vor der Belagerung Getreidevorräthe verkauft hatte, welche zum Theil in die Hände der Belagerer Helen. Die Unglückselige, vor dem tödt- liehen Zorn des Gatten wochenlang verborgen, scheint nach einer dunkeln Nachricht dem Entsetzlichsten nicht entgangen zu sein.« Man sieht, wie aus dem »on dit« allmälig der Roman und der »Geschichtsbaustein« wird. Wo ist aber diese »dunkle Nachricht« und auf was nun stützt sich diese Erzählung, die merkwürdigerweise zu den beliebtesten Verzierungen der Geschichte der Breisacher Belagerung gehört? Rose ist wenigstens gewissenhaft genug, seine Quellen zu nennen: Ein anonymes Schreiben aus Prag vom 13. October 1638 in der Gotha’schen Correspondenz Vol. VII., dann die Epitome rerum germ., pag. 141, Laboureur a. a. O., pag. 97 und Grotius, Epist., 1090. «) Jenes Schreiben auf pag. 220 des VII. Bandes der Gotha’schen Correspondenz vorhanden, aus Prag vom 13. October datirt, an den »Herrn Bruder und Spiessgesellen Hauptmann Augustin Fritsch in Breisach« gerichtet, ist keineswegs, wie Rose meint, ein, »anonymes«, sondern stammt, wie ihm schon die Handschrift.hätte verrathen sollen, wie aber so unzweifelhaft als möglich, die — ') Rose, II, 268. 274