Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)

Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)

26 Wetz er. des französischen Thrones niedergelegt hat, docli ist anzunehmen und zu hoffen, dass sie vorher wohl ihre Pflicht im Dienste des Reiches auf den Wällen Breisachs ordentlich und ausgiebig erfüllt haben werden. Es stand also im September nicht gut in Breisach, aber der Platz konnte sich noch halten und ausser dem gehofften Entsatz schien den Belagerten eine Hoffnung aufzuleuchten in dem schlech­ten Zustand, in den das feindliche Heer allmälig gelangte. Fast war es zur Zeit wirklich schlimmer im schwedischen Lager als in der Festung selbst. Aus Offenburg meldet noch am 7. September ein Brief an den kais. Generalproviantmeister und Kriegsrath Rudolf von Neuenstein, dass laut Nachricht aus Breisach »die Festung an Proviant Gottlob noch keine Noth, hingegen soll des Feindes Volk dafür grosse Hungersnoth leiden, oft in 5 oder 6 Tagen kein Bissen Brod bekommen.« Reinach konnte am 20. Sep­tember an Savelli hierüber melden: »In beiden Lagern (des Feindes) sagen die Herübergelaufenen, sei sehr viel krankes, aber wenig gesundes Volk.« ’) Die Situation Herzog Bernhard’s war sonach im September keine günstige, aber seine wesentlichste Stärke war die That- und Entschlusslosigkeit seiner Gegner. »Wann nur 50 resolvirte Reiter allhier wären«, sagt Volmar, »und man dem Fussvolk trauen dürfte, so könnte ein Quartier nach dem andern aufgeschlagen (überfallen) werden.«2) Dr. Volmar meint sogar »also dass ich nachmal mit Wahr­heit sagen kann, jemalen besserer Zeit gewesen sei, dem Weimar den Garaus zu machen, als eben jetzund.« Im schwedisch-französischen Lager scheint mindestens kein Ueberfluss geherrscht zu haben, auch eine Stelle im Simplicius Simplicissimus deutet darauf hin, von seiner Existenz als Hatt- stein’scher Musketier vor Breisach erzählend:3) »Der Beutel war leer und ward Wein, Bier und Fleisch eine Seltenheit, Aepfel und hartes schimmliges Brod — jedoch kümmerlich genug — mein bestes Wildpret.« Immerhin aber war ja doch auch wieder auf Zeiten ') Gotlia, Nachlass, Vol. VII, 217. z) Ambraser Acten, September. Relation Volmar. 3) Grimmelshausen, Simplicius Simplicissimus, IV. Buch, 14. Cap. 268

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