Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

Erinnerungen aus dem Leben des FM- Grafen Radetzky. 21 die Einrückung jedoch verweigert, da meine Localkcnntniss und Ante- cedenz in der Armee zur Aushilfe nothwendig erschien. Die Nach­richten aus Italien meldeten die Vorbereitung zu der Belagerung von Mantua und drängten auf die Durchführung eines baldigen Entsatzes. In Folge dessen entwarf Duka mit Zach folgenden Opera­tionsplan: Die Armee sollte in zwei Theilen zum Entsatz nach Italien vorrücken. FM. Wurmser mit der Hälfte der Armee sollte im Etsch-Thal gerade auf Castelnuovo und von da längs des Mincio gegen Mantua Vordringen, während FML. Gvosdanovich die Weisung erhielt, mit der anderen Hälfte der Armee durch die Val Sabbia nach Salb und Brescia vorzurücken. Bei der ersten Colonne im Etsch-Thal blieb Oberst Zach, bei der zweiten FML. Duka zur Direction. Jede dieser Colonnen operirte selbstständig, man zweifelte nicht an dem sicheren Erfolge und erwartete den Rück­zug der Franzosen von Mantua und die Befreiung des Vene- tianischen. Die erste Colonne commandirte FML. Davidovich; die Avantgarde drang, ohne einem Feinde zu begegnen, über Ala hinaus vor. Sie stiess vorzüglich auf dem rechten Etschufer bei Brentonico, auf einen heftigen Widerstand, doch der Muth der Truppen und vorzüglich die Ueberzahl siegten, und man bezog bei Castelnuovo das Lager. Ebenso glücklich kam die zweite Colonne durch die Val Carignano, wo selbe, ungeachtet eines starken Kampfes, gegen Salti vordrang, hier aber von einer feindlichen Uebermacht plötzlich angegriffen und geschlagen nach grossen Ver­lusten an Gefangenen, nach Tyrol flüchtete. Im Hauptquartier zu Castelnuovo, wo man die Niederlage des Gvosdanovich noch nicht kannte, herrschte Zufriedenheit; man hielt einen Ruhetag und entschloss sich, den folgenden Tag über Goito bis gegen Mantua vorzurücken; man beschränkte sich darauf, gegen Peschiera, welches vom Feinde besetzt war, zu recognosciren. Von Pozzolo aus eilte Wurmser nach Mantua. Hier war man eben beschäftigt, die feindlichen in den Tranchéen zurückge­lassenen Geschütze im Park aufzufahren, als man durch Ausgesandte Nachricht von dem Unfall der zweiten Colonne bekam und von dem Anrücken Napoleon s mit der siegreichen Armee vernahm. Man entschloss sich, dieser in Eilmärschen entgegen zu gehen und

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