Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. 15 bestimmten Truppen trafen auf die feindlichen Vortruppen, warfen sie und nahmen das nur schwach vertheidigte Voltri, jedoch ver­folgte man den nach Savona retirirenden Feind nur wenig. Hätte Beaulieu, anstatt einer nutzlosen Diversion von seinem linken Flügel, eine allgemeine Angriffsoperation durch Zusammen­ziehung aller Streitkräfte vom Centro aus — zwischen Ceva und Mondovi — unternommen und gleichzeitig vom rechten Flügel mit den Piemontesen auf Nizza operirt, während sein linker Flügel von Acqui vorgedrungen wäre, so hätte der Feldzug eine andere Wendung genommen. Da Napoleon erst bei der französischen Armee angelangt war, so dürfte diese, die an Allem Mangel litt, zum Verlassen der Riviera gezwungen worden sein. Aber es war Niemand im Hauptquartier, oder im ganzen General­stab, der nur einen wahren Begriff von einer offensiven Operation im Gebirge hatte, noch weniger Jemand, der die Art und Weise verstand, die Verpflegung im Gebirgskriege, sowie die zum Krieg­führen erforderlichen Bedürfnisse zu decken. Es mangelte der Armee an allen Tragthicren, ohne welche im Gebirgskriege nichts unternommen werden konnte. Die Intelligenz der Generalität und Stabsofficiere kannte nichts Auffallendes, ja Alles hatte vor dem vorliegenden Gebirge Respect und glaubte nicht an die Möglich­keit, solches übersteigen zu können. Da die meist aus den dritten Bataillonen der Regimenter zusammengesetzte Armee kein grosses Vertrauen einflösste und auf eine Vereinigung der Armeekräfte nicht vorgedacht war, so entstand allgemeine Missdeutung, als man die Unternehmung Beaulieu’s auf Voltri vernahm und Jeder, der von der französischen Armee angegriffen wurde, glaubte seine Pflicht zur Genüge geleistet zu haben, wenn er seine in den verschiedenen Schluchten vertheilten Truppen mit seiner Hauptmacht vereinen und den Rückzug antreten konnte. Zudem kamen noch Missver­ständnisse durch Datenverwechslung in den auf Umwegen durchs Gebirge überbrachten Depeschen. Mittlerweile langten Rapporte ein, der Feind sei im Tanaro- Thale mit Macht vorgedrungen, habe unsere Vorposten zurück­gedrängt und FML. Argenteau sei bei Millesimo im Bormida- Thale geschlagen worden. Diese Ereignisse bestimmten Beaulieu, den allgemeinen Rück­zug zu befehlen, er wollte sich bei Acqui concentriren. Doch ehe

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