Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

16 Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. diese Absicht verwirklicht werden konnte, waren die nach Acqui eilenden Colonnen zum grössten Theile gescldagen worden und der weiter beabsichtigte Stillstand bei Alessandria konnte nicht aus­geführt werden. Die Spaltung zwischen unserem und dem Turiner Cabinete zeigte sich klar; Alessandria nahm uns nicht auf, ja hatte sogar Vertheidigungsmassregeln gegen uns getroffen. Das schon lange bestandene Misstrauen zwischen Piemont und uns brach laut hervor und der Zweck der Verhandlungen des Königs von Piemont mit Napoleon, dem Heerführer der Fran­zosen, der Abschluss einer Allianz, sprach sich unverhohlen aus. Man verwehrte uns nicht nur den Durchmarsch und die Auf­stellung bei Alessandria, sondern erklärte sich als Feind von Oesterreich. Unter solchen Umständen beschloss Beaulieu, Piemont ganz aufzugeben und sich über den Po zurückzuziehen. FML. Colli wurde befehligt, sich von den Piemontesen zu trennen und nach Mailand, zur Vertheidigung dieses Platzes, zurückzugehen. Beaulieu bewirkte seinen Rückzug über Casale, Valenza, Mortara nach Pavia, unge­stört vom Feinde. Die österreichischen Truppen zogen sich en détail, mit ihrem Führer, mit der Richtung von Mezzana-Corte und Pavia hinter den Po. Hier einigten sich die Meinungen wieder, man wollte nun der fran­zösischen Armee die weitere Vorrückung an der Adda hemmen. Von dem innigsten Wunsche beseelt, dem Feinde eine Schlacht zu liefern, eilte man auf die Nachricht, der Feind sei bei Piacenza über den Po gegangen und bis Casalpusterlengo vorgedrungen, hinter die Adda gegen Lodi, wo man entschlossen war, dem Feinde den Uebergang zu verwehren. Man besetzte Pizzighettone und Lodi, wo der grössere Theil der Kraft zusammengezogen und unter Major Maelcamps (den Schwiegersohn Beaulieu’s) gestellt wurde. Allein die besten Ver- theidigungsanstalten scheiterten. Alles war auf die Abbrennung der Brücke berechnet, die Truppen rechts und links derselben aufgestellt, aber die Besetzung der Insel nahe seitwärts der Brücke vergessen. Der Feind, diesen Umstand benützend, occupirte die­selbe und feuerte von dort aus lebhaft auf die zum Anzünden der Brücke aufgestellte Mannschaft, in demselben Augenblicke als die französische Colonne im Sturmschritt über die Brücke defilirte, so dass diese ungeachtet unseres lebhaften Feuers nicht mehr ange-

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