Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

14 Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Kadetzky. Lauf und die Beschaffenheit des Flusses und blieb ohne Belehrung, obgleich seine Begleiter schon die dritten Winterquartiere in jener Gegend bezogen hatten. Auf die Anzeige dieses Zustandes ward Oberstlieutenant Aurach zur Armee gesandt, ein Mann der keine Thatkraft hatte und Alles nur als Material zu seinen wissenschaft­lichen Werken benützte. Er konnte daher Beaulieu nicht genügen und dieser verlangte den Oberstlieutenant Zach, Commandanten des Pionnier-Corps bei der deutschen Armee, welchen er von der Lahn her kannte und der mit seiner neuen Bestimmung auch Oberst wurde. Zach war ein Mann von vielen Kenntnissen und wissen­schaftlich höchst gebildet, besonders in der Mathematik, deren Professor er in der Neustädter Militär-Akademie gewesen, doch hatte er sich nie mit dem höheren Kriegswesen befasst und war in Jahren schon weit vorgerückt. Noch vor dem Eintreffen Zach’s beschloss Beaulieu ein offen­sives Unternehmen, das auch allein dem Willen des Kaisers ent­sprechen konnte, der den Feind aus der Riviera vertrieben wünschte. Die Franzosen respectirten die Neutralität von Genua und hatten mit dem rechten Flügel Voltri, mit dem linken die, Ventimiglia und Nizza deckenden Gebirge besetzt. Das Haupt­quartier war in Oneglia. Sie erwarteten den neuen Feldherrn Bonaparte, sowie die Verstärkungen, die aus dem Innern Frank­reichs im Anzuge waren. Am Ende des Monats März sollten die Operationen beginnen, die zur Aufgabe gestellt hatten, den feindlichen rechten Flügel zu umgehen, zu schlagen und den Feind längs der Küste nach Nizza zurückzu werfen. Schlechte Witterung und schlechte Verpflegs- anstalten schoben den Beginn der Operationen hinaus. Für mich handelt es sich nicht um eine Beschreibung des Feldzuges und ich kann mich also darauf beschränken, zu erzählen, was ich von den damaligen Dispositionen weiss. Die zur Wegnahme von Voltri erforderlichen Truppen sollten in grösster Eile und Stille in Ovada und Voltaggio zusammengezogen werden und dann ohne Aufenthalt ihrer Bestimmung folgen. Den in Acqui befind­lichen Truppen wurde zur Pflicht gemacht, das Erro-Thal und vor­züglich die nach Savona führende Strasse zu beunruhigen. Alle anderen Truppen mussten ruhig stehen bleiben. Die gegen Voltri

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