Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

4 Zwischen Donau und Elbe. bestätigt; alle Freundschaftsbezeigungen hatten lauter Betrug zum Grund und Absicht.“ Im ersten Augenblicke war der Waffenstillstand indessen ohne Zweifel von grossem Nutzen für Österreich. Ein französisches Corps unter dem Grafen Ségur wurde vom Feldmarschall Graf Khevenhiller in Linz eingeschlossen, der Einmarsch der Österreicher in Bayern stand unmittelbar bevor und eine österreichische Hauptarmee unter dem Gemahl der Königin, Grossherzog Franz Stephan von Toscana, rückte im südwestlichen Böhmen vor. Dem Grossherzog war Feldmarschall Graf Neipperg als Beirath zugetheilt. Franz Stephan von Lothringen war nicht Soldat, wie sein tapferer Bruder Karl; Neipperg’s Rath musste bald das Übergewicht gewinnen, und dieser, vielleicht eingeschüchtert durch seinen Misserfolg in Schlesien im Jahre 1740, brachte weder eine erfolgverheissende Energie in die Operation des Heeres, noch besass er das Vertrauen desselben. Und wirklich bewegte sich dieses Heer, von dem die Rettung Prags, vielleicht Böhmens abhing, namenlos langsam vorwärts. Prag fiel, der Grossherzog kam zu spät; er zog sich wieder auf Budweis, Tabor, Neuhaus und Wittingau zurück. Die Sachsen nahmen Stellung an der Sazawa, Karl Albert liess sich in Prag als König von Böhmen huldigen und im Januar 1742 in Frankfurt a. M. zum Kaiser wählen. Es war der Höhepunkt seiner Erfolge. Die allgemeine Lage war trotzdem für die Königin rasch viel günstiger geworden, als Friedrich II. vorausgesetzt hatte. Wie es jetzt stand, konnte leicht nach den Bayern und Franzosen die Reihe auch an ihn kommen. Die Sorge um Schlesien bedrängte ihn. Es schien ihm die Zeit zur Wiederaufnahme des Krieges gekommen. Seinen Plan für den neuen Krieg schildert Friedrich II. selbst'): „Die mährische Expedition schien mir das meinen Interessen Entsprechendste, weil sie mich in eine Lage brachte, mich als notliwendiger und in Folge dessen von beiden Parteien gesuchter zu sehen. Ich beschloss, sie mit der mög­lichsten Ökonomie in’s Werk zu setzen, das will sagen, wenig von dem Meinen und viel von meinen Alliirten dazu zu verwenden. Mein Plan war, mich der Sachsen zu bedienen, welche an der Sazawa standen, sie mit einem kleinen Corps meiner Truppen zu verbinden, mit diesen vereinigten Kräften nach Iglau zu marschiren, bis Horn in Nieder-Österreich vorzustossen und meine Winterquartiere im Donau- Thale zu nehmen.“ Zum Schutze Mährens stand nur Feldmarschall Fürst Lobkowitz mit einigen Regimentern bei Iglau; hier war die wunde Stelle, die zum Angriffe einlud. ') Histoire de inon temps. Redaction von 1746, Chap. V, p. '148.

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