Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

63 Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. den Verwundeten auf der einen Seite stützte, ergriff die Flucht, nur Ernst Petrasch hielt getreu hei seinem Herrn aus. Den Feldmarschall in seinen Armen haltend, rief er in türkischer und serbischer Sprache den Feinden zu: dass dies der Feldmarschall Veterani sei, für den sie hohes Lösegeld erhalten würden, wenn sie sein Leben schonten. Aber die durch den Kampf zur höchsten Wuth aufgestachelten Türken hörten auf keine Vorstellungen; Einer von ihnen führte mit dem Säbel einen Hieb nach dem entblössten blutenden Kopfe des Feldmarschalls, den dieser mit vorgehaltener rechter Hand auffing; ein Zweiter fasste ihn bei den Haaren und riss ihn vom Pferde, wobei Veterani mit einem Fusse in dem Steigbügel hängen blieb. Pet rasch sprang schnell hinzu und befreite den Verwundeten aus dieser gefährlichen Lage und bat nochmals unter Zusicherung hohen Lösegeldes um das Leben des Grafen. Ein wuchtiger Hieb mit der flachen Klinge war jedoch die einzige Antwort; man warf ihm eine Säbelschnur um den Hals und riss ihn unter solchen Misshandlungen zur Seite, dass ihm momentan die Sinne vergingen. Als er nach kurzer Zeit wieder zum Bewusstsein kam, sah er sich von mehreren Türken gegen Lugos fort­geschleppt; er hörte noch von fern die schwachen Hilferufe seines Generals, ohne aber denselben je mehr zu Gesichte zu bekommen. Dies sind die letzten Nachrichten von Augenzeugen, welche über das Schicksal Veterani’s vorhanden sind; die Zweifel über sein wirkliches Ende, ob er unter den Händen der Feinde verblutete oder erst in der Gefangenschaft gestorben sei, können daher nicht mit Bestimmtheit aufgeklärt werden. Thatsächlich hat Niemand seinen Leichnam gesehen, kann Niemand auch nur in unbestimmter Art an­geben, was mit demselben geschehen sei; dafür aber, dass Veterani wirklich unmittelbar nach dem Treffen bei Lugos sein Leben endete, sprechen ausser den tödtlichen Wunden, die er im Gefechte erhielt, auch noch andere schwerwiegende Momente. Der Trompeter Ernst Petrasch, welcher sich nach wenigen Tagen selbst ranzionirte, gab bei seiner Rückkehr zum Regimente an, er sei am 25. September, als er der türkischen Armee auf dem Marsche nach Karansebes als Gefangener folgte, mit einem Lieutenant des Kürassier-Regimentes de Pace zusammengetroffen, welcher ihm erzählte, der Grossherr habe unter den Gefangenen eifrigst nach Feldmarschall Veterani geforscht und ihn selbst, weil er ein schönes Pferd ritt und in der Nachhut gefangen wurde, für denselben gehalten. Alle Versicherungen, dass er nur ein untergeordneter Officier sei, hätten nichts gefruchtet und selbst die Aussagen eines Türken, der sieben Jahre laug Gefangener eines kaiserlichen Rittmeisters gewesen und während des Gefechtes übergegangen war, mithin Veterani wohlkannte, seien nur mit Zweifel aufgenommen worden. Erst als ein Türke dem Sultan einen abgeschnittenen Kopf mit stark ergrauten fingerlangen,

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