Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. 53 4 Wochen erhalten würde und die Bagage hiezu ebensowenig nöthig sei, als neue Proviantvorräthe, deren bei der Armee zur Genüge vor­handen wären, wurden auf den nächsten Kriegsrath verwiesen und am 16. der Rückmarsch nach Csamid angetreten. Der Kriegsrath, welcher dort gehalten wurde, zeigt so recht deutlich den Geist, der die Oberleitung durchwehte. Bei der Klarheit, mit welcher die Situation das Verhalten der Armee vorzeichnete, Wal­es in erster Linie kaum nothwendig, erst einen Kriegsrath ein­zuberufen ; dass man sich aber bemühte, Schwierigkeiten zu finden, wo thatsächlich keine Vorlagen, und die Verhältnisse als geradezu verzweifelt darzustellen, kann nur als Beweis gelten, wie wenig das Ober-Commando seine Aufgabe erkannte. Der als General-Kriegs- commissär fungirende General Heiszier verstieg sich im Kriegs- rathe sogar bis zu der Behauptung, „dass, wenn auch 10 Feld- marschälle beisammen wären, würden sie schwerlich enathen oder wissen, was zu tbun“. Der Grund dieser Äusserung eines sonst tüch­tigen und mehrfach erprobten Generals ist unschwer zu finden; er wurzelt in der übertriebenen Devotion gegen den Höchstcomman- direnden, die sich selbst vor dessen Unentschlossenheit ehrfurchtsvoll beugte. Um so männlicher klingt denn auch die entschiedene, mit echt soldatischer Geradheit abgegebene Antwort des tapferen Heister: „er finde nicht, dass in diesen Umständen viel zu balanciren sei. Man habe zwei Punkte zu decken, nämlich Siebenbürgen und Titel. Beides sei leicht zu salviren, wenn man ohne Zeitverlust V eterani durch ein zulängliches Detachement unterstütze, mit dem Rest der Armee aber sich gegen die Theiss und Donau wende. Was die Verpflegung des für Veterani bestimmten Corps beträfe, so möge man sich nicht auf­halten, sondern die nothwendigen Vorräthe anticipando von den anderen Regimentern nehmen, die ohnehin den Magazinen entgegen­gehen. Zudem müsse man in Sachen, wo periculum in mora sei, dies so genau nicht ansehen, sondern das Hauptwerk bedenken und zur Sachen zeitlich thuen“. Trotz diesen eindringlichen Vorstellungen wurde jedoch abermals nichts entschieden, sondern die Beschluss­fassung auf den nächsten Kriegsrath verschoben und am 18. der Rückmarsch bis Makó fortgesetzt. Während desselben ereignete sich der Unfall, dass ein Feldscheer des General - Adjutanten Grafen Dünewald von einer türkischen Streifpartie gefangen wurde. Feld­zeugmeister Heister, dessen scharfem Auge nichts entging, ritt noch während des Marsches zu Feldmarschall Caprara und machte ihn aufmerksam, dass der Feind durch diesen Gefangenen, welcher inner­halb 24 Stunden nach Temesvár gebracht werden könne, Nachricht von dem Rückmärsche der Armee erhalten und dadurch sich der vollen Freiheit jedes Unternehmens gegen Siebenbürgen bewusst

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