Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

54 Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. werden würde. Cap rar a berief sich wieder auf die bereits projectirte Absendung von Regimentern nach Jenő, allein Heister gab sich damit nicht zufrieden. Nicht drei Infanterie-Regimenter, welche ohnehin nicht mehr rechtzeitig anlangen könnten, sondern mindestens fünf Reiter-Regimenter müssten, und zwar nicht über Jenő, sondern in möglichster Eile auf gerader Linie gegen Lugos abrücken, denn wenn der Feind nach erhaltener Kunde von dem Rückmärsche des kaiserliches Heeres ungesäumt aufgebrochen sei, so könne er inner­halb 3 bis 4 Tagen mit voller Stärke dort anlangen, während die zu Veterani’s Unterstützung bestimmte Infanterie kaum in der Nähe von Jenő sein würde. Als Cap rar a noch immer schwankte, ei’bot sich Heister, die fünf Reiter-Regimenter persönlich und rechtzeitig an den Ort ihrer Bestimmung zu bringen, wenn sie ohne die schwere Bagage marschirten. Cap rar a schien zufriedengestellt; unvermögend jedoch selbst­ständig einen Entschluss zu fassen, verschob er die Entscheidung bis zum Einrücken in’s Lager, wo er den Antrag H e i s t e r’s dem Kriegs- rathe vorzutragen versprach. Mittlerweile wurde durch eingebrachte Gefangene gemeldet, dass die Türken Titel genommen hätten und der Grossherr im Begriffe sei, gegen das Veteranische Corps und Siebenbürgen vorzugehen. Hatte man Ursache, diesen Nachrichten Glauben beizumessen, wie man dies auch that, so lag darin umsomehr Grund, das bisherige thatenlose Zaudern aufzugeben und nun endlich einen bestimmten Entschluss zu fassen. Trotzdem aber bot der hierüber abgehaltene Kriegsrath ganz dasselbe Schauspiel wie alle früheren. Man konnte sich weder über die Absichten des Gegners, noch über das eigene Vorhaben klar werden und deliberirte fruchtlos darüber, was bei so „bewandten Umständen“ zu thun oder zu lassen wäre. Da riss dem tapferen Heister endlich die Geduld; gewohnt, die Verhältnisse rasch zu erfassen und dann mit unbeugsamer Energie durchzuführen, was sie geboten, hatte er bisher nur mühsam den Unmuth über eine so unerhörte Kriegführung niedergekämpft, die in zwecklosem Zögern die Kraft des Heeres lahm legte und einen der besten kaiserlichen Generale der Vernichtung durch feindliche Über­macht preisgab. In weit mehr überzeugender als etiquettemässiger Rede entrollte er vor dem Kriegsrathe das Bild der bisherigen Thätigkeit der Armee im Felde und trat kühn mit der Forderung auf, doch wenigstens das gefährdete Veteranische Corps zu retten, das, im Vertrauen auf die zugesagte Vorrückung der Hauptarmee, nun eine Stellung behaupte, gegen die sich die ganze Kraft des Feindes überwältigend zu werfen im Begriffe stehe. Wiederholt machte er sich erbötig, das Hilfscorps auf kürzestem Wege gegen Lugos zu führen und schloss seine markige Rede mit den Worten: „Was man denn

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