Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
*) Über clen Feldzug des Cliurfürsten von Sachsen im Jahre 1696 siehe: „Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen“, II. Bd. Einleitung Seite 7. Es ist begreiflich, dass solche Verhältnisse ihre Rückwirkung auch auf die kaiserlichen Truppen ausübten. Der Soldat, welcher sich der Willkür von Fremdlingen preisgegeben sah, verlor allmälig das Vertrauen zu seinen Officieren; Subordination und Disciplin, diese Grundpfeiler jeder militärischen Macht, lockerten sich zusehends und die kaiserlichen Generale selbst blieben von jenen bösen Einwirkungen nicht verschont, die, von der Spitze des Heeres ausgehend, dasselbe bis in seine innersten Tiefen erschütterten. General der Cavallerie Donat Hei sz 1 er, Graf von Heiters- lieim, General-Kriegscommissär der Armee, neigte sich rückhaltslos der churfürstlichen Partei zu, welche in seinem wichtigen, umfangreichen Ressort stets die nöthigen Argumente fand, wenn sie deren zur Durchsetzung ihrer Pläne bedurfte. Die übrigen Generale des Kaisers, verletzt durch das hochmüthige Benehmen der sächsischen Officiere und in jeder Beziehung zurückgesetzt, beugten sich dem Unvermeidlichen und hielten sich grollend bei Seite. Nur FZM. Siegbert Graf Heister, ein Mann von eisernem Charakter, dessen hervorragend kriegerisches Verdienst die Zeitgenossen mit dem Beinamen „die Türkengeisel“ kennzeichneten, erhob stets furchtlos seine Stimme. Gestützt auf seine in zwölfjährigem, ununterbrochenen Kampfe gegen die Türken gesammelten, bewährten Kriegserfahrungen und eine genaue Kenntniss des Landes, trat er ohne jede Rücksicht den zumeist höchst mittelmässigen Entwürfen der stimmführenden Partei entgegen. Die unbeugsame Energie, welche aus dem Auge dieses gefürchteten Kriegers blitzte, schreckte zwar von jedem offenen Angriffe gegen ihn ab, desto thätiger aber war die Intrigue. Wie unermüdet Heister auch keinen Anlass versäumte, für das Wohl der Armee, für die Ehre der kaiserlichen Waffen einzutreten — stets waren geheime Einflüsse thätig, seine Anträge zu überstimmen oder sie noch im letzten Augenblicke zum Scheitern zu bringen, wenn man sich ihrer unbestreitbaren Richtigkeit im Kriegs- rathe nicht gut zu entziehen vermochte. Dies waren die Verhälnisse im Oberbefehle des kaiserlichen Heeres in Ungarn; es ist überflüssig, die nachtheiligen Folgen solcher Zustände weiter zu erörtern; sie erklären zur Genüge die traurigen Resultate der churfürstlichen Commandoführung, welche in zwei Jahren ebenso viele schöne Armeen zu Grunde richtete, ohne auch nur den mindesten Vortheil als Ersatz hiefür aufweisen zu können ’).