Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. 45 Operationen der kaiserlichen Hauptarmee'). In allen früheren Feldzügen dieses Krieges, seit die Osmanen über die Donau zurückgedrängt worden waren, war Belgrad stets das Hauptziel der Operationen beider Theile. Wer sich aber im Besitze dieser wichtigen Veste befand, concentrirte dort seine Streitkräfte, während der Gegner mit allen Mitteln bemüht war, den Platz in seine Hände zu bekommen. Seit 1690 waren die Türken die Begünstigten und hatten von Belgrad aus in so regelmässiger Folge ihre Angriffe gegen das Hauptbollwerk der Kaiserlichen an der Donau, Peterwardein, gerichtet, dass man dies mit voller Bestimmtheit auch im Jahre 1695 voraussetzte und demnacli den Feldzugsplan entwarf. Als sich die Hauptarmee Anfangs August bei Peterwardein gesammelt hatte, zählte sie, ungerechnet die National-Miliz, 50.000 Mann (38.000 Kaiserliche, 8000 Sachsen und 4000 Dänen). Friedrich August bezog daselbst ein befestigtes Lager, wo er den Feind erwarten und nach einem erkämpften Siege gegen Temesvár zu operiren gedachte, da ein Angriff auf Belgrad wegen Mangel an Belagerungs-Material nicht ausführbar war. Zur Verstärkung der Hauptarmee war der bei O-Kanizsa 2) mit einigen Regimentern stehende GWM. Graf Schlick einberufen und der Feldmarschall Graf Veterani beauftragt worden, mit dem sieben- biirgischen Corps die Bewachung der Theiss und Maros bei obigem Orte zu übernehmen. Inzwischen hatte sich auch die türkische Armee bei Belgrad in der Stärke von ungefähr 50.000 bis 60.000 Streitbaren gesammelt und erwartete die Ankunft des Grossherrn, welcher sein Heer persönlich in’s Feld begleiten wollte. Am 10. August kam Mustafa II. in Belgrad an und Hess noch am selben Tage Peterwardein recognosciren, denn auch er hatte die Absicht, den Feldzug in derselben Weise zu führen, wie im Vorjahre. Die Nachricht von der festen Stellung der Kaiserlichen bewog ihn jedoch, mit Rücksicht auf die nutzlosen Opfer, welche der vorige Feldzug unter gleichen Umständen gefordert hatte, von seinem Plane abzugehen. Ein am 11. versammelter Kriegsrath fasste den Beschluss, in diesem Jahre nicht gegen Peterwardein, sondern gegen Ober-Ungarn ’) Die Darstellung stützt sich auf die vorhandenen Original-Acten, darunter vornehmlich: „Eigentliche und wahrhafte Relation und Beschreibung der heyrigen Campagna in Hungarn“. Kriegs-Archiv 1695; Fase. XIII, 4. „Umständliche Beschreibung des Marsches und der Operationen in dem diesjährigen Feldzug von Peterwardein nacli Siebenbürgen.“ Kriegs-Archiv 1695; Fase. XIII, 3. 2) Auch Magyar- oder Alt-Kanizsa genannt, zur Unterscheidung von dem etwas südlicher am finken Theiss-Ufer liegenden Uj- oder Török-Kanizsa.