Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
*) Arneth, „Correspondenz“, II, 325 bis 327, 331 bis 333. Nach Weiss, VII, 379. 2) Nach Weiss (wie oben), VII, 379. und einige Cavallerie in Werken, welche mehr wie eine Festung als eine Lagerverschanzung aussahen. Von Semonitz (südwestlich von Josefstadt) bis Schurz dehnte sich ein anderes Corps von etwa 30.000 Mann aus, durch 8 Fuss tiefe, 16 Fuss breite palissadirte Gräben gedeckt, alle selbständigen Werke noch mit spanischen Reitern abgeschlossen. Weiterhin erhebt sich die Höhe von Kultus (östlich Schurz), welche die Ufer der Elbe beherrscht.------Alle Elbe-Ubergänge waren du rch dreifache Redouten vertheidigt. Der Feind hatte Verhaue auf den waldbedeckten Höhen angelegt, hinter denen 40 Bataillone der Reserve lagerten, um sofort überallhin Hilfe bringen zu können, wo etwa die Preussen wagen würden, anzugreifen, im Falle es möglich gewesen wäre, nach und nach diese Unzahl von Werken und Redouten wegznnehmen, die mit 1500 Geschützen armirt waren.“ Das wesentlichste Hinderniss blieb die Elbe selbst. Dieses „Lacy’sche Vertheidigungs-System“, wie man es nannte, entsprach seinem Zwecke insofern, als der König ziemlich unthätig vor demselben stehen blieb, und weil die österreichische Armee-Leitung eine Offensive nicht beabsichtigte. Der l’asche Einmarsch der Preussen, der die Energie der früheren Kriege wieder in Aussicht stellte, hatte die Gefahr anfänglich grösser erscheinen lassen, als sie wirklich war. Fast allein unberührt von der Aufregung, die über alle Welt gekommen zu sein schien, schrieb die grosse, seltene Frau, die Kaiserin-Königin, in jenen Tagen an Josef II. *): „Im Unglück ist es, wo der Mensch sich zeigt. Dein kaltes Blut zu bewahren, ist jetzt nothwendiger als je. Erinnere Dich an den Prinzen Karl, an Daun, an Browne, an Traun. Mit diesem Feinde ist nichts zu gewinnen, wenn man ihm Schlachten liefert. Die Zeit ist es, die ihn mürbe macht.“ Aber sie will den Frieden, dem edlen und hohen Sinne der Kaiserin widerstrebte der Kampf um eine Forderung, die ihrem strengen eigenen Rechtsgefühl nicht als über jeden Zweifel erhaben erschien. Sie mahnt ihren Sohn, die Friedensverhandlungen zu betreiben. Und grösser noch als in ihrem standhaften Muthe erscheint sie, indem sie schreibt2): „Es würde keine Schwäche dabei sein, und wäre dies der Fall, dann wälze sie nur auf mein graues Haupt, das zu nichts Anderem mehr gut ist.“ Der Krieg schleppte sich hin ohne besondere Ereignisse. Im Winter kam es zu einem Waffenstillstände, im Frühjahre 1779 zum Frieden von Teschen. Mächtige Vorbereitungen und Rüstungen sind zu diesem Kriege von beiden Seiten gemacht worden, aber von keiner Partei eigentlich Ernst mit der Sache. Die Beurtheilungen des kurzen Krieges sind