Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Skizze der Kriegsbegebenkeiten in Ostbölimen im 18. Jahrhunderte. 33 Die Bataillone Hülsen’s und des linken Flügels wichen gegen Nove-mésto, die Österreicher nahmen Krechor, welches wie Kutlir und Brezan in Flammen stand, Chocenitz wurde von den Preussen geräumt und deren Rückzug auf Cerhenitz und Planan nun ein allgemeiner. Von den 34.000 Mann, die Friedrich II. in den Kampf geführt, liess er an Todten, Verwundeten und Gefangenen 13.773 Mann auf dem Schlachtfelde. 22 Fahnen und 45 Geschütze fielen den Öster­reichern in die Hände. Fünf österreichische Fahnen waren dagegen an die Preussen verloren, Daun selbst verwundet. Der Zauber der Unüberwindlichkeit des Königs war gebrochen, und Lossau sagt mit Recht *): „Wenn irgendwo der Erfahrungssatz durch die That erwiesen worden ist, dass es bei dem Commando einer Armee weniger auf die Vervollkommnung der Maschinerie der Heere, als auf den Meister, der sie in Bewegung setzen soll, ankommt, so ist dies bei den Schicksalen geschehen, welche die herrliche österreichische Armee gehabt hat.“ Es kommt aber doch wohl noch auf etwas an, was auch nichts mit der mehr oder weniger vollkommenen technischen Einrichtung der Armee zu jthun hat: auf den Geist des Heeres, von dem freilich jenes felsenfeste Vertrauen auf die Führung, wenn „der Meister, der die Maschinerie in Bewegung setzt“, es zu erwecken versteht, auch ein wesentlicher Theil ist. Friedrich II. hatte das Glück, diesen Geist und dieses Vertrauen trotz der schweren Niederlage in seinem Heere unverrückt erhalten zu sehen. Lossau erzählt ein hübsches und charakteristisches Soldatenwort vom Rückzuge von Kolin 2). Da tröstet ein Grenadier seinen in trübster Stimmung vorbeireitenden König : „Der Teufel wird uns ja nicht gleich holen, wenn auch der Feind einmal eine Bataille gewinnt!“ Dem glänzenden Siege folgte nicht die enei’gische Ausnützung. Daun, immer vorsichtig, war es hier nur zu viel. Friedrich selbst sagt über das Verhalten Daun’s3): „Wenn der Marschall Daun mehr Entschlossenheit und Thätigkeit besessen hätte, so ist gewiss, dass seine Armee am 20. vor Prag eintreffen konnte, und dass die Folgen der Schlacht bei Kolin für die Preussen ver- hängnissvoller geworden wären, als die Niederlage selbst.“ Das Land selbst, von den Preussen schon auf das Äusserste aus­gesogen, litt durch das Zaudern und den Stillstand des kaiserlichen Heeres schwer. *) Lossau, „Ideale der Kriegführung“, III, 192. 2) Lossau, III, 254. 3) Histoire de la guerre de sept ans, I, 176. Oeuvres posthumes, III, 176. Berlin 1788. Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 188G. 3

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