Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
') Duncker, „Abhandlungen zur preussischen Geschichte“, 1876, pag. 75. und so seitwärts aus der Marschcolonne auf der Hauptstrasse herausgebrochen war, zur selben Zeit, als man den König selbst die Tete-Bataillone rechts herausführen sah. „Der ganze rechte Flügel unterstützte ihn,“ sagt Friedrich II., das heisst: Alles begann jetzt ohne eigentlichen Befehl Front gegen die österreichische Stellung zu machen, die weitere Fortsetzung des Flankenmarsches wurde unmöglich, in breiten Fronten wendeten sich nacheinander die preussischen Bataillone gegen die Höhen, der König hatte kein einziges mehr als Reserve, er wird persönlich machtlos und reitet, um wenigstens zu sehen, auf den Berg, den man nach ihm genannt hat. Es musste nun der Tapferkeit der Truppen überlassen bleiben, den allzu künstlichen Angriffsplan wieder gut zu machen. Von anderer Seite wird gesagt, der König selbst habe in Aufregung und Ungeduld dem Prinzen Moritz das Frontmachen befohlen, ja erzwungen, und habe in heftigster Weise die Vorstellung dieses Generals, dass dies ja die ganze Disposition aufhebe, zurückgewiesen. General Kalkreuth sagt in seinen Memoiren *): „Der König hatte den Ruf, gute Dispositionen zu machen, aber er war der Erste sie nicht zu befolgen, aus blosser Ungeduld.“ Wie dem nun sei, der Kampf war frontal geworden; General Hülsen setzte zwar seine Angriffe auf das Eichenwäldchen kräftig fort, aber vor der Front der Österreicher zwischen Kfechor und Chocenitz kam der improvisirte preussische Angriff bald zum Stehen; auf dem linken Flügel aber gingen die Österreicher selbst vor, den anfänglich zurückgehaltenen rechten preussischen solcherweise auch in das Gefecht verwickelnd. Siebenmal setzte Hülsen an. Daun sandte, was verfügbar war, hinter seinen rechten Flügel, trotzdem nahmen zwei preussische Grenadier-Bataillone endlich das Eichenwäldchen, ein preussisches Dragoner - Regiment hieb in die österreichische Infanterie ein, am rechten österreichischen Flügel wurden von einzelnen höheren Befehlshabern bereits Befehle zum Rückzuge gegeben — es war der kritische Moment der Schlacht. Die Ausführung des Rückzuges auf dem rechten Flügel wusste einOfficierausdemGeneralstabeDaun’s,der General-AdjutantHennebrieth, noch rechtzeitig zu verhindern; der Feldmarschall selbst erschien beim Wäldchen, das von den Österreichern wieder genommen wurde, Nádasdy ging abermals vor und wurde abermals geworfen, ein wechselvoller Kampf tobte in der Gegend des Eichenwäldchens, den endlich jene berühmte und glänzende Reiter - Attaké der „Blancsbecs“, De Ligne-Dragoner, dann mit ihnen der Dragoner von Savoyen und der sächsischen Cara- biniers entschied.