Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostbölimen im 18. Jahrhunderte. 31 l/tl Uhr setzten die Preussen den Marsch in der Richtung auf Kolin fort. Ziethen ritt mit seinen Escadronen auf Nádasdy an und warf ihn über Kutlif gegen die Niederung des Peklop-Baches zurück. Zwischen dem Eichenwäldchen und dem Dorfe Radowesnitz, also etwa in der Gegend, wo jetzt die Gloriette steht, sammelte Nádasdy wieder. Daun zog sich immer mehr rechts, die Absicht des Königs sofort durchschauend. Das Eichenwäldchen wurde besetzt und ein Haken rechts gebildet von der Kfeehof-Höhe bis hinter das Wäldchen. Die preussische Vorhut, von dieser Hakenstellung nichts gewahrend, wendete in der Meinung, bereits die rechte Flanke der Österreicher gewonnen zu haben, zum Angriffe. Die Direction, die General Hülsen ein­schlug, war zwischen Kutlif und Grünberg hindurch über Kfechof gegen das Wäldchen und die Kfechof-Höhe. Ziethen sollte östlich von Krechof gegen die Höhe der jetzigen Gloriette Vorgehen. Vom Gros sendete Friedrich II. an Hülsen noch einige Bataillone. Mit grosser Bravour nahm dieser General Kutlif und Grimberg, um 1 Uhr Kfechof und drang gegen das Wäldchen vor, wo er an die Front der Österreicher anprallte. Ziethen warf einen erneuerten Angriff Nádasdy’s zurück, scheiterte aber selbst im Feuer der Infanterie aus dem Eichen­wäldchen. Der inzwischen fortgesetzte Vorbeimarsch an der festgeschlossenen Front der Österreicher, an ihrer starken Stellung, ihrer zahlreichen Artillerie, der Anblick der Ruhe und Festigkeit dieser Linien hatten nicht verfehlt, Eindruck zu machen. Eine gewisse Unruhe der Führung scheint bei den Preussen eingetreten zu sein, die ebenso zur Über­eilung wie zur Verzögerung Anlass geben kann, und die in der Situation, wie sie war, kaum verwundern darf. „Primi omnium in acie oculi vincuntur,“ mahnt Tacitus. „Im Kampfe müssen zuerst die Augen besiegt werden.“ Jene Unruhe des Commandos auf preussi- scher Seite — der erste Schimmer des anbrechenden grossen Siegestages für die österreichischen Fahnen — veranlasste eine nie ganz aufgeklärte plötzliche Abweichung von Friedrich II. Dispositionen und führte das preussische Gros in den Kampf in einer Weise, die nicht beabsichtigt war. Friedrich II. sagt darüber *): „Prinz Moritz, welcher den linken Flügel der Infanterie führte (also hier die Tete der Hauptcolonne ersten Treffens) formirte sich 1000 Schritt vor der Höhe (von Kfechof), statt sich auf dieses Dorf zu stützen; der König bemerkte dies und führte die Infanterie bis an den Fuss der Höhe, als man plötzlich ein lebhaftes Feuer rechts vernahm.“ Es war General Manstein, welcher beim Vorbeimärsche aus Bfistwy und Chocenitz heftig von den Croaten beschossen wurde, und der nun mit einigen Bataillonen gegen Chocenitz Front gemacht hatte *) Duncker, „ Abhandlungen zur preussischen Geschickte. Aus derZeit Friedrich des Grossen. Raisons de ma conduite militaire“, pag. (!5.

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