Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
30 Zwischen Donau und Elbe. Kol in, 18. Juh í 1757. Die Stellung der Östen’eicher war nunmehr dem Einblicke fast völlig entzogen, nur auf den Höhen bei Zabonos und bei Planan waren einzelne österreichische Reitertrupps für die Preussen sichtbar, sonst nichts. In der Unsicherheit, wohin Daun sich gezogen habe, und ob er nicht etwa überhaupt ganz zurückgehe, ordnete Friedrich II. für den 18. Juni Morgens den Vormarsch an. Die preussische Vorhut, Ziethen mit 55 Escadronen und General- Major Hülsen mit 7 Bataillonen, rückte über Planan heraus, von wo die Croaten sich auf der Hauptstrasse gegen Kolin zurückzogen, während Nádasdy mit seiner Reiterei eine Stellung quer über die Kaiserstrasse bei Kamhajek (Grünberg) einnahm *). Der Vorhut folgte die preussische Hauptarmee, links abmarschirt, in drei Treffen-Colonnen auf gleicher Höhe; das erste, 16 Bataillone Infanterie, 7 Escadronen, auf der grossen Strasse; das zweite, 6 Bataillone und einige Escadronen, links nördlich neben der Strasse auf Treffendistanz, das dritte endlich, nur Reiterei, abermals nördlich des zweiten, parallel mit der Strasse marschirend. Einige Escadronen deckten den Marsch in der rechten Flanke des ersten Treffens. Erst von der Höhe östlich Planan sah der König die österreichische Armee in Schlachtordnung auf den Höhen von Krechor und Chocenitz. Die linke Flanke und die Front der Österreicher schienen dem König zu stark; man kann annehmen, dass er schon, als er den Entschluss zum Schlagen überhaupt fasste, den rechten Flügel der österreichischen Stellung als Angriffsziel im Auge gehabt habe. Nun folgte ein merkwürdiger Flankenmarsch mit dem ganzen Heere am Fusse der Kfechofer Höhen hin auf 2500 Schritt vor der Front der Österreicher vorüber bis zu jener Stelle an der Strasse, wo noch heute ein einzelnes Wirthshaus „U zlaty slunce“, steht. Die Spitze des Gros kam hier mit dem König um 8 Uhr Vormittags an, und Friedrich II. observirte aus dem Fenster dieses Hauses nochmals die Stellung seines Gegners. Hier wurden endlich die Dispositionen an die Generale gegeben. Der König schreibt hierüber* 2): „Ich entschloss mich, den Hauptangriff mit meinem linken Flügel zu machen, den rechten aber zu versagen, den Feind bei den Höhen, welche gegen Kolin hin liegen, in die Flanke zu nehmen und ihn gegen die Defiléen zu werfen, welche er im Rücken und in seiner Linken hatte.“ Die Preussen standen bis */2 1 Uhr an dieser Stelle. Von der Stellung der Österreicher aus übersah man alles, was bei den Preussen geschah, deren Infanterie-Treffen Front gemacht hatten und auf etwa 2000 Schritt vor der österreichischen Stellung hielten. Endlich um ') Siehe Tafel II. 2j Duncker, „Abhandlungen zur preussischen Geschichte. Aus der Zeit Friedrich des Grossen. Saisons de ma eonduite militaire“, pag. 63.