Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
') Napoleon I., Militärische Schriften: „Übersicht der Kriege Friedrich II.“, Classiker-Ausgabe. Lande habe, sagt mir, dass man es, auch wenn man den Krieg hineinzieht, nie einnehmen wird, und zwar aus folgendem Grunde: Böhmen ist von einer Bergkette umgehen, die man nothwendigerweise überschreiten muss, wenn man darin Vordringen will. Es hängt somit nur vom Feinde ah, die Pässe, durch welche Ihr eben durchgekommen seid, durch eine’ starke Abtheilung schliessen zu lassen, um Euch von Euern Lebensmitteln und Verbindungen abzuschneiden. Aber wenn man auch annimmt, dass der Feind diesen Plan nicht wählen wird, so begeht Ihr Euch doch in ein von Bergen und Defiléen strotzendes Land, wo Euch der Feind von Meile zu Meile aufhalten kann, wo es beinahe unmöglich ist, entscheidende Schlachten zu schlagen, in Anbetracht der Berge und Wälder, die den Besiegten decken.“ „Man wird somit zu anderen Mitteln greifen müssen, um die Eroberung dieses Königreiches zu erleichtern. Das sicherste, obgleich schwierig auszuführen, ist, den Krieg nach der Donau hinzulenken, um hiedurch den Wiener Hof zu zwingen, die Hauptkräfte aus Böhmen zurückzuziehen, und dadurch der Armee, welche dort einrücken soll, die Möglichkeit zu gehen, den Plan, mit welchem sie beauftragt ist, auch auszuführen.“ Napoleon sagt über den ersten Theil des Feldzuges 1757'): „Der Plan Friedrich’s, sich der Festung Prag und Böhmens zu bemächtigen, war gut im Jahre 1756, und war es auch noch im Anfang des Jahres 1757. Dort würde er, wie in einem grossen verschanzten Lager, Sachsen und Schlesien gedeckt, Österreich und das Deutsche Reich im Zaume gehalten haben. Alle Chancen lagen zu seinen Gunsten, er hatte die Initiative der Bewegung, Truppen an Zahl und Qualität dem Gegner überlegen. Dennoch scheiterte das Unternehmen. Er ging zur Eroberung von Böhmen auf zwei Operations- Linien vor, mit zwei Armeen, die von einander 270kra entfernt waren und welche sich 180km von ihrem Ausgangspunkte unter den Mauern einer Festung in Gegenwart der feindlichen Armee vereinigen sollten. Es ist ein Grundsatz, dass di e Vereinigung der verschiedenen Armee-Corps niemals nahe am Feinde stattfinden darf; dennoch gelang dem König alles.“ Diese Ansicht Napoleon’s ist vielfach bekämpft worden. La Rothiere, Waterloo, Königgrätz werden als Beispiele des Gelingens einer solchen Operation, wie Napoleon sie verwirft, entgegengehalten. Die Regeln des Krieges sind eben nicht unabänderlich. Tempelhof dürfte die Beweggründe Friedrich II. wohl am richtigsten zeichnen, wenn er über die gewagte Inscenirung des Feldzuges 1757 sagt: „Die Entwürfe des Königs gründeten sieh auf die