Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
26 Zwischen Donau und Elbe. 1756, 17571 Schlüsse, er unterbrach die Feindseligkeiten, ohne den Keim der Zwietracht zu entwurzeln, welche zwischen Österreich und Preussen bestand. Der Krieg zwischen diesen beiden Mächten war daher nicht beendigt worden, aber er hatte die Form geändert.“ Friedrich II. hatte erkennen gelernt, dass er es nicht mit einer hilflosen, verlassenen Frau zu thun habe, die jedem Raubgelüste der Nachbarn preisgegeben war, sondern mit einer Fürstin von erhabener Grösse, voll Thatkraft und Genie, und die Kaiserin, die er hasste, deren Absichten er in seinen Schriften so gerne verdächtigt und herabsetzt, zwingt ihn doch zu dem Bekenntnisse 1): ,,Diese Frau führt Dinge aus, die würdig sind eines grossen Mannes!“ Die Spannung nahm indessen gegen 1756 zu, es bildeten sich neue Allianzen, die üblichen Vorwürfe vorgenommener Rüstungen wegen begannen, der Beitritt Frankreichs und Englands machten den Krieg zu einem Weltkrieg. Friedrich II. schlug los. Er hielt die Sachsen, welche die Vereinigung mit den Österreichern unter Feldmarschall Browne angestrebt hatten, bei Pirna fest; ein Versuch Browne’s, die Vereinigung zu erzwingen, führte zur Schlacht bei Lobositz an der Elbe am 1. October 1756, die keinem Theile den Sieg brachte, aber strategisch doch den wichtigen Erfolg für Friedrich II. hatte, dass die Vereinigung definitiv scheiterte und das sächsische Heer sich am 14. October bei Pirna den Preussen ergab. Friedrich II. nahm die Winterquartiere in Sachsen und Schlesien. Über seine Absichten beim Einmärsche in Böhmen sagt Friedrich II. 2): „Als wir im Jahre 1757 in Böhmen einrückten, war mein Plan, von den äussersten Enden dieses Königreiches aus alle österreichischen Truppen zu umstellen und sie nach der Mitte zusammenzutreiben. Eine Schlacht, so schien es, konnte in diesem Falle das Schicksal des Krieges entscheiden. Diese Arten von grossen Plänen sind jedoch nicht immer glücklich.“ Das ist gewiss richtig: sie können ein Königgrätz erzwingen, aber auch mit einem Ko 1 in enden. Später urtheilt Friedrich II. anders über den böhmischen Kriegsschauplatz und den Weg, um Böhmen zu erobern 3), „welches leicht, nachdem es einmal von Österreich losgerissen ist, durch die Errichtung einiger Forts in den Bergen, die nach Österreich und der bayerischen Grenze abfallen, eine treffliche Vertheidigung denjenigen, welche dort Vordringen wollten, entgegenstellen kann. Die Kenntniss, die ich vom *) Histoire de mon temps, III. 28. 2) Das militärische Testament Friedrich des Grossen: „Von den Fundamental- Principien des Krieges“, Classiker-Ausgabe. 3) Friedrich II., „Betrachtungen über die Feldzugspläne“.