Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
Der Krieg 1866 gegen Preussen. 145 ungeachtet der zu Gebote stehenden numerischen Übermacht, auf diesem Kriegsschauplätze zu keiner energischen Kriegführung kommen. Österreich war demnach in dem Doppelkriege hauptsächlich auf seine eigene Kraft angewiesen. Mitte Juni war der Aufmarsch der österreichischen und preussi- schen Streitkräfte nahezu vollendet. Die österreichische Nord-Armee, in der ersten Zeit zu einer mehr defensiven Haltung veranlasst, versammelte sich in der Gegend von Olmütz. Von hier aus sollte das Vorgehen der Preussen beobachtet und die günstigste Gelegenheit wahrgenommen werden, dieselben mit gesammter Kraft anzufallen. Die preussische Armee bewirkte ihren strategischen Aufmarsch in zwei grossen, fast 270km von einander getrennten Gruppen, welchen vorerst :die Abwehr eines eventuellen Angriffes übertragen ward. Erst als unzweifelhafte Nachrichten die Versammlung der österreichischen Armee bei Olmütz constatirten und auch die erwartete Offensive über Schlesien ausblieb, ergriff Preussen die Initiative. Der preussische Operationsplan ging nun dahin, die getrennten Streitkräfte durch eine allgemeine Offensive in der Richtung nach Jicin zu vereinigen. Das weitere Verhalten sollte sich nach den Umständen richten. Die k. k. österreichische Nord-Armee, unter Commando des FZM. von Benedek, befand sich mit 6 Armee-Corps (2., 3-, 4., 6. 8. und 10.) und 4 Cavalierie-Divisionen in dem Raume Olmütz, Littau' Landskron und Brünn, während das 1. Armee-Corps und 1 Cavallerie- Division unter dem G. d. C. Graf Clam-Gallas Böhmen deckte und bei Prag, Teplitz, Josefstadt und Turnau stand. Zur Beobachtung des Gegners und zur Deckung des Aufmarsches waren die 1. leichte Cavallerie-Division in Böhmen, die 2. leichte in Schlesien an die Grenze vorgeschoben worden. Die Nord-Armee zählte: 203 Bataillone, 155 Escadronen und 736 Geschütze = 192.000 Mann Infanterie und 23.000 Reiter. Hiezu kamen circa 30.000 Mann sächsische Truppen. Die preussischen Streitkräfte, unter dem Commando des Königs, standen an der sächsisch-österreichischen Grenze von Torgau bis Neisse in nachfolgender Gliederung: Die Elbe-Armee (1% Armee-Corps = 38 Bataillone, 26 Escadronen, 144 Geschütze), unter G. d. I. Herwarth von Bittenfeld, bei Torgau, beiderseits der Elbe, 49.000 Mann. Die I. Armee (3 Armee-Corps, 1 Cavallerie Corps == 72 Bataillone, 74 Escadronen und 300 Geschütze), unter dem G. d. C. Prinzen Friedrich Karl, zwischen Görlitz und Löwenberg, 97.000 Mann. Die II. Armee (4 Armee-Corps, 1 Cavallerie-Division = 95Bataillone, 86 Escadronen und 348 Geschütze), unter dem Kronprinzen von Preussen, hinter der Neisse, 125.000 Mann. Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. 10