Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

Die Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. 27 Die Coincidenz der Zeit, in welcher jener Antrag gestellt wurde, mit dem Bekanntwerden der preussischen Mobilmachung *) zeigt, dass der österreichische Militär-Commandant in Schlesien die Sachlage ganz richtig beurtheilte und die preussischen Rüstungen mit einer Gegendemonstration beantworten wollte. Die zwei disponiblen Bataillone sollten vorläufig an die Grenzen, weitere Truppen wären nach ihrem Einrücken in Schlesien nachgeschoben worden. In Wien, wo man nach den aus Berlin eingelaufenen Nachrichten die bedrohte Lage Schlesiens schon sehr gut hätte kennen sollen, fasste man die Sache allerdings nicht von diesem Standpunkte auf und betrat den Weg der langwierigen Verhandlungen mit den Landesstellen, die zu keinem Resultate führten. Ein rücken der ersten Verstärkungen in Schlesien. Nach den Beschlüssen der am 18. October in Wien abgehaltenen Conferenz * 2) hatten die Infanterie-Regimenter Bottá (Nr. 12), Browne (Nr. 36) und Harrach (Nr. 47) aus ihren dermaligen Stationen in Ungarn als Verstärkungen nach Schlesien einzurücken 3 4). Sie marschirten echelonweise, die Colonnen 1 bis 2 Bataillone stark; die Instradirung ging über Sillein auf Jablunka *)• Die Respicirung dieser drei Regi­menter war dem GFWM. Preysing übertragen, welcher, nachdem die Truppen die schlesische Grenze überschritten hatten, nach Wien beordert wurde 5). Trotz aller Cautelen, denen die Truppen aus Besorgniss vor Einschleppung der Pest bereits auf dem Marsche selbst unterzogen worden waren 6), ergaben sich beim Übertritte auf schlesisches Gebiet J) „J’ai donné ordre aux regiments de l1 expedition d’aeheter clievaux et de se tenir préts á la marche.“ König Friedrich an den Staatsminister v. Podewils, (Rlieinsberg) ce 8 (Novembre 1740.) „Politische Correspondenz“, I. Band, Seite 94. 2) Siehe Seite 3. 3) Die Regimenter Bottá und Browne garnisonirten im Jahre 1740 in Sla- vonien, waren aber bereits im August aus ihren Garnisonsorten aufgebrochen, um Dislocationen im Neutraer und Trencsiner Comitate in Ungarn zu beziehen. Hier erhielten sie den Marschbefehl nach Schlesien. Das Regiment Harrach, welches in Siebenbürgen garnisonirte, erhielt den Befehl zum Abmarsche am 17. September. 4) Hofkriegsratlis-Expedits-Protokoll, Fol. 3173, 3244. 5) Hofkriegsraths-Registraturs-Protokoll, 23. November, Fol. 3483. 6) Oberstlieutenant St. Andrée von Bottá meldet die im Trencsiner Comitate bei seiner Colonne vorgenommene Visitation. Obristwachtmeister Reichlin von Meldegg von Harrach berichtet, dass das Regiment „die I4tägige Quarantaine und Visitation schon ausgestanden habe“. In den Einbruchsstationen waren eigene Visitir-Commissionen etablirt, so zu Sillein und Skalitz; letztere bestand aus einem General (GFWM. Conte Luzan), Commissären, Ärzten und Chirurgen, in Sillein aus GFWM. Preysing, dem nöthigen ärztlichen Personale, später Obristwachtmeister Cammermayer von Browne „nebst 1 Medico und 2 Feldscherer“ wegen der Untersuchung der nachkommenden Commandirten. Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Fol. 3196, 3172, 3137, 3281. Von Sillein aus zeigt Oberst Roth, Commandant des Infanterie-Regiments Browne, ungefähr Mitte November, dem Hofkriegsrathe an, dass er die sämmtlichen, vom Regimente abwesenden Officiere unter schwerer Verantwortung einberufen habe,

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